NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖHMEN.
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byzantinisirender reden, aber auch diese hatte keine lange Lebens-
dauer, ihre Eigenthümlichkeiten verwischen sich bereits im Laufe
des elften Jahrhunderts und die abendländischen Künstler, die
sich allerdings durch jenen EinHuss manche technische Vor-
theile angeeignet hatten und auch in der Folge noch manche
byzantinische Typen im Gedächtniss behielten, streben doch
bald Wieder nach einer selbständigen Auffassung und Formen-
sprache.
Es würde durchaus nicht überraschend sein, wenn wir Niqhgs
Byzantinisches
derartige byzantinisirende Arbeiten auch aus Böhmen besässen. m Böhmen.
Eine solche Stilrichtung könnte leicht über Deutschland, aber
auch nur auf diesem Wege, nach Böhmen gekommen sein. Aber
gerade aus diesem Lande, für das die cechischen Historiker
einen directen Zusammenhang mit Byzanz fingirt haben, fehlen
selbst Denkmale jenes bedingt byzantinischen Geschmacks, der
in Deutschland nicht selten ist. Diesem Mangel sollten nun
historische Quellen-Nachrichten abhelfen, und so wurde denn
mit der erwähnten Stelle in der Vita Altmanni episcopi Pata-
viensis (Mon. Germ. SS. XII, S. 238) Missbrauch getrieben.
Schon Kugler (Geschichte der Malerei, 2. Aufl. 1847, I, S. 99)
hat bemerkt, dass hier falsch citirt worden, dass die Tafel,
welche dem Bischofe von den Böhmerherzogen geschenkt wor-
den, kein Gemälde, sondern eine Reliefarbeit in Metall gewesen.
Die Stelle heisst: . „Repente et inopinate venit quidam
nuntius a ducibus Poemiorum missus, afferens episcopo tabulam
egregia caelatura pretiosam, in qua imago sanctae Dei genitricis
Mariae Graeco opere formabatur, quae adhuc in eadem ecclesia
pro reverentia servatur." Es ist eine höchst naive Anschauung,
wenn man sich einbildet, dass der mittelalterliche Autor in den
Worten Graeco opere ein Urtheil über den Stil des Werkes
habe abgeben Wollen. Dies kann sich vielmehr ausschliesslich
auf die Technik beziehen. Die Madonna auf der getriebenen
Tafel war in einem technischen Verfahren, das den Zeitgenossen
als griechisch galt, hergestellt, otfenbar also in Email. Ueber
den Ursprung des Werkes, ob dasselbe überhaupt in Böhmen
entstanden war, sagt die Geschichtsqtielle nichts. Zu vergleichen
ist die schon von Schnaase citirte Stelle aus dem Leben des
Erzbisch ofs
Bardo
VOTl
Mainz;
als
als
Abt
VON
Fulda,