NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI
BÖHMEN.
lebte sie im Osten, in der „nova Roma" ungebrochen fort.
Schon lange hatten sich künstlerische Einwirkungen von Byzanz
gelegentlich in Italien geltend gemacht, dessen Verkehr mit dem
Osten stärker war, in der Folge aber treten sie auch im Norden
hervor. Diese Einwirkungen geschehen in erster Linie durch
den Import byzantinischer Kunstwerke in verschiedenen Stoffen
und Techniken, in zweiter Linie wohl auch durch vereinzeltes
Auftreten griechischer Arbeiter. Der Zeitpunkt, in welchem dieser
byzantinische Einfluss in Deutschland eintritt, lässt sich genau
feststellen. Er fällt zusammen mit der Vermälung Otto's II.
und der griechischen Prinzessin Theophano (972). Nach dem
übereinstimmenden Berichte der Quellen kam diese mit grossem
Geleite und mit prächtigen Geschenken in das Abendland, und
von nun an haben wir auf deutschem Boden Denkmäler einer
byzantinisirenden Hofkunst; zunächst eine Anzahl Bilderhand-
schriften, die für Persönlichkeiten des sächsischen Königshauses
angefertigt worden sind, so das Evangeliarium aus Echternach
(Gotha, Bibliothek) mit den getriebenen Abbildungen von Otto II.
und Theophano auf dem Deckel, ferner ein Evangeliar zu Paris
(Bibliotheque nationale, Lat. 885i), das einmal in einer Um-
rahmung die Medaillons der drei ersten Könige aus dem säch-
sischen Hause enthält, dann mehrere unter Heinrich II. für
den Bamberger Dom angefertigte Manuscripte (meist München,
Bibliothek). Hiezu kommen aber noch Arbeiten der textilen
Kunst, der Metall- und Goldschmiedearbeit mit Einschluss des
Email, der Elfenbeinschnitzerei u. s. w. Die Einwirkung er-
streckt sich zunächst auf die Technik; manche Kunstfertigkeiten
werden erst seitdem aufgenommen, wie das Email, zweitens
auf die Zeichnung der Figuren, bei welchen das Unsichere der
Verhältnisse, eine durchgehende Eigenschaft der karolingischen
Arbeiten, durch die nach einem feststehenden Schema gebil-
deten Proportionen der Byzantiner ersetzt wird; drittens auf
die Typen und Motive einzelner Gestalten, sowie auf die in
Byzanz vorgeschriebene Darstellungsweise einzelner Gegenstände
und Situationen. "Die einheimischen Züge aber lassen sich keines-
wegs ganz zurückdrängen. So lebt namentlich das karolingische
Princip in der Ornamentik der Initialen weiter. Man kann hier
überhaupt nicht von byzantinischer Kunst, sondern nur von