Volltext: Das Buch der Malerzeche in Prag

NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖHMEN. 
Frühe 
Denkmäler. 
wirklicher Gewährsmann gelten, er selbst hebt ausdrücklich den 
Mangel an schriftlichen Hilfsmitteln für dieselbe hervor. Thiet- 
mar's Chronik hat er nicht, die Legenden wenig benützt und 
im ersten Buche (bis 1038) gibt er nur eine auf Sagen und 
Märchen gegründete Volksgeschichte. Seine Erzählung von 
Boriwofs Taufe durch Methodius ist daher vollständig zu ver- 
werfen, wie dies namentlich von E. Dütnmler, De Bohemiae 
conditione Carolis imperantibus (Leipzig 1854) geschehen ist. 
Man vergleiche im Uebrigen: Wattenbach, Die slavische Litur- 
gie in Böhmen, Abhandlungen der phil. hist. Gesellschaft in 
Breslau, I, S. 203, und Wattenbach, Geschichtsquellen, 3. Auf- 
lage, II, S. 139. Die Bekehrung Böhmens geht vielmehr von 
Deutschland aus, die Annalen von Fulda erwähnen bereits bei 
dem Jahre 845 die Taufe von böhmischen Grossen am Hofe 
Ludwigs des Deutschen, und Böhmen gehörte bis zur Grün- 
dung des Bisthums Prag zum Regensburger Sprengel. 
Die Behauptung, dass in Böhmen eine Kunstproduction 
im byzantinischen Stil existirt habe, die man auf die mythische 
Missionsthätigkeit des heiligen Methodius zurückführen wollte, 
ist aus der Luft gegriffen. Es fehlt für eine solche jede Be- 
stätigung durch die Denkmäler selbst. Dagegen haben wir Belege 
des Gegentheils. Einer der wichtigsten Gegenstände des Dom- 
schatzes in Prag ist der Helm des heiligen Wenzel. Wir be- 
zweifeln nicht, dass derselbe authentisch ist, denn die. Arbeit 
entspricht vollkommen jener Zeit (vgl. Bock in den Mittheilun- 
gen der k. k. Centralcommission, i869, S. 35, mit Holzschnitt). 
Er besteht aus einer eisernen Haube, an deren Rückseite, zum 
Schutz des Halses, ein silbernes Ornament aufgenietet ist. 
Dieses hat die Form eines Kreuzes, nur laufen Arme und Ober- 
theil spitz zu und sind mit Nägeln befestigt, und aus einfachem 
Linienornament setzt sich die Andeutung einer Figur des Ge- 
kreuzigten zusammen. Wir haben hier also jenen Stil der 
Ornamentik, der in keltischen und germanischen Bronzen auf- 
tritt, dann von der irischen Miniaturmalerei aufgenommen und 
von dieser in die karolingische Handschriftenornamentik über- 
geleitet wird: Linienverzierungen, Flechtwerk, menschliche 
Figuren, die nur schablonenhaft aus symmetrischen Schnörkeln 
zusammengesetzt sind. In dem ältesten böhmischen Kunstwerk
	        
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