NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DFR MALEREI
BÖHIX-IEN.
also
damals
auch
Böhmen
die
herrschende."
Für
die
Ent-
Wicklung einer "nationalen Eechischen Kunst" bieten die Minia-
turen, in einer Folgenreihe vom achten bis zum sechzehnten
Jahrhundert, Belege. Schon in einigen der frühesten "finden
sich Vorstellungen und Motive von eigenthümlich böhmischer
Erfindung vor". In der Folge sind aber sogar zahlreiche
Namen von Eechischen Miniaturmalern bekannt, ausserMirozlaus
dem Illuminator der Mater Verborurn von 1102 oder 1202,
noch aus dem dreizehnten Jahrhundert Vellislaus, der Maler
der lateinischen Bibel nebst Wenzelslegende, und Bohusch
von Leitmeritz, der lllurninator der Jaromirscher Bibel. Ferner
Wenceslaus Dortum oder Dortina, der Illuminator einer
Handschrift der Apostelgeschichte. Der ausgezeichnetste Mi-
niaturmaler Böhmens im vierzehnten Jahrhundert ist aber
Zbysek (oder wie er sich zeichnet, Sbisco) von Trotina, aber
auch dieser stand nicht vereinzelt, sein Zeitgenosse ist Peter
Brzuchaty, derselbe, der im Verzeichniss der Prager Maler-
bruderschaft von 1348 Peter Ventrosus genannt wird. Aus
der Zeit Karl's IV. existiren dann aber auch grössere Werke
derMalerei. „Theodorich von Prag" ist damals „der ersteMeister"
(primus magister) „oder das Haupt der böhmischen Schule".
„V0n einem Einflusse deutscher Meister auf die böhmische
Kunst kann bis zum Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts
keine Rede sein Mit vollem Recht kann man daher den
Aufschwung der bildenden Kunst unter Karl IV. als das Resul-
tat der einheimischen, nationalen Kunstbestrebungen, als das
Werk einer böhmischen Kunstschule einsehen."
Von diesem Gewebe von Mythen bleibt bei kritischer Un- Hiiäiäifgihe
tersuchung nichts übrig. Zunächst muss die historische Kritik
vollständig die Wirksamkeit des heiligen Methodius in Böhmen
leugnen. Nur Cosmas berichtet in seiner Chronik die Taufe
des Herzogs Boriwoj durch den heiligen Methodius. Die Le-
gende des heiligen Methodius selbst weiss hievon nichts, ClDCD-von iliäikiigdius.
sowenig die slavische Legende des heiligen Wenzel. Die Jahr-
zahl für Boriwofs Taufe, wie sie bereits die Annales Pragenses
aus dem elften Jahrhundert angeben, ohne Methodius zu nen-
nen, ist 894. Damals war Methodius bereits (seit 885 oder 886)
verstorben. Cosmas aber kann für diese Epoche nicht als