NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖHMEN.
Kunst aufnahmen, empfingen sie als etwas völlig Fertiges, be-
reits Erstarrendes, und so dauert der byzantinische Stil bis auf
diese Stunde unter ihnen fort, innerlich leblos, verkümmert, als
geistlose Schablone. Die slavischen Gebiete aber, welche von
der Cultur des Westens berührt wurden, empfingen von da
eine zunächst primitive, aber in jugendlichem und kräftigem
Aufschwunge begriffene Kunst, die auf dem neuen Boden weiter-
wachsen konnte.
Zu der falschen Vorstellung, dass in Böhmen eine von
Byzanz beeinflusste Kunst geherrscht habe, veranlasste zunächst
nur die früher übliche falsche Anwendung des Begriffs nbyzan-
tinisch" auf die völlig unabhängige abendländische Kunst,
deren Stil wir jetzt den romanischen nennen. Dies, sowie der
Umstand, dass die ältesten vorhandenen Baudenkmäler in Böh-
men in ihrer Anlage wie in ihren Formen rein romanisch sind
und völlig den deutschen Monumenten in eben diesem Stil ent-
sprachen, dass endlich Quellen-Nachrichten die Thätigkeit von
eingewanderten deutschen Baukundigen nachweisen, haben wir
an einer anderen Stelle (Deutsche Kunst in Prag, Vortrag, Leip-
zig 1877) skizzirt. Hier wollen wir nur das, was die Entwick-
lung der Malerei angeht, berühren.
Geßitglgätcehede, Die mythische Geschichte der Malerei in Böhmen, wie
wir sie bei Palacky, Wocel, Passavant u. s. W. lesen, ist in
Kurzem folgende:
Der erste in diesen Gegenden ansässige Maler war der
heilige Methodius, der Bruder des heiligen Cyrill, der hier im
neunten Jahrhundert das Licht des Christenthums verbreitete.
„Es ist kein Zweifel, dass nach dem von ihm angegebenen
' griechischen Typus die Bilder der meisten neugegründeten
Kirchen in Mähren und Böhmen ausgeführt wurden." In der
Folge war das Slavenkloster Sazava ein Hauptsitz der Kunst.
Bozetechus, der Abt desselben zu König Wratislaw's Zeit,
wird als trefflicher Künstler in den verschiedensten Techniken
und ÜCSOIIÖCYS E118 M318!" gepriesen. Nach einer Stelle in der
Lebensbeschreibung des Bischofs Altmann von Passau über-
bringt in dem Jahre 1081 ein Bote der Böhmerherzoge diesem
Bischof ein Bild der Madonna, "bewunderungswürdig nach
griechischer Art gemalt". "Die byzantinische Kunstweise war