NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BOHMEN.
Öechische Ein- Dies sind in Kurzem die Resultate, zu welchen das Stu-
flüsse auf die
kunstgeschicht- dllllTl der vorhandenen Denkmaler 1m Zusammenhang mit dem-
liche Literatur.
lenlgen der geschichtlichen Quellen fuhrt. Ganz anders aber
scheint die Sache sich darzustellen, wenn man das Bild der
böhmischen Kunstentwicklung auf sich Wirken lässt, wie es die
böhmische Geschichtschreibung, namentlich Palacky in seiner
Geschichte Böhmens (man vergleiche besonders Bd. I, 3. Buch,
6. Capitel), dann aber auch, unter solchen Einflüssen, namhafte
deutsche Kunstschriftsteller aufstellen.
Die moderne Eechische Bewegung war vor dem Jahre
184.8, ehe sie auf das politische Gebiet überging, wesentlich
literarischer Natur. Sie machte sich zur Aufgabe, die Sprache
der Öechischen Bevölkerung, ihre Sagen und Erinnerungen,
ihre literarischen Denkmäler zu sammeln und zu pflegen, Eechi-
schen Elementen in der mittelalterlichen Culturgeschichte Böh-
mens nachzuspüren. In kunstgeschichtlicher Beziehung war ein
Resultat, wie man es wünschte, bei correctem Vorgehen nicht
zu erlangen. Aber in Böhmen waren damals in der kunst-
geschichtlichen Forschung keine wirklich wissenschaftlichen
Kräfte thätig, welche im Stande gewesen wären, die einheimi-
schen Denkmäler mit denen anderer Länder zu vergleichen und
jene Monumente so zu beurtheilen, wie es dem Stande kunst-
geschichtlicher Kritik entsprach. Von den Erforschern der poli-
tischen Geschichte dagegen konnte man keine specielle kunst-
geschichtliche Orientirung verlangen. So wurde denn eine voll-
kommen mythische Geschichte der Kunst in Böhmen an den
Tag gefördert. Durch lrrthum, durch Mangel an kunstgeschicht-
lichen Kenntnissen war man zu ihr gelangt, und man bestärkte
sich hernach selbst in diesen Irrthümern, weil sie einer tenden-
ziösen Auffassung entsprachen.
Wenn sich nun aber deutsche Kunstschriftsteller von einer
solchen Darstellung mitfortreissen liessen, so kam das daher,
dass sie Vollkommen arglos" den Gewährsrnännernfolgten und
deren Tendenz nicht merkten, während zugleich ihre persön-
liche Autopsie wie ihr eigenes Studium der geschichtlichen
Quellen nicht umfassend genug waren. Sie durchschauten den
wahren Sachverhalt höchstens in der Architekturgeschichte,
liessen sich aber in der Geschichte der Malerei täuschen. Dies