DIE BRUDERSCHAFT UND IHRE ENTWICKLUNG ZUR ZUNFT.
ihre Anmeldung bei den Altmeistern, ferner eine zweiwöchent-
liche Kündigungsfrist für Gesellen. Gleichzeitig wird festgesetzt,
dass ein Maler als Gesellen blos Einen Maler, Einen Zubereiter
und Einen Schnitzer unterhalten darf. Dass Knechte von
diesen so verschiedenen Gewerbszweigen in der Malerwerkstätte
beschäftigt werden, geht aus der Natur der Arbeiten, die hier
ausgeführt werden, hervor. Die Maler sind die Unternehmer
von Werken, besonders Flügelaltären, bei denen sich Bild-
Schnitzereien, bemalt und vergoldet, mit der Malerei vereinigen.
Der Glaser darf nur Einen Gesellen unterhalten.
Beschränkung
in der Zahl des
Gesindes.
Aehnliche Beschränkungen in der Zahl des Gesindes, das
ein Meister halten darf, kommen auch an anderen Orten vor.
Die Augsburger Malerzunft beschliesst im Jahre 1517 auf
Antrag der Bildhauer, „damit ir handwerkh des Bildhawens hin-
fur dester baß bey guten Wurdenn beleyben mocht": „Das
hinfuro kein bildhauer über zween knabenn zu lernen nit an-
nernen soll." Den Glasern aber wird gleichzeitig nur Ein Knabe
zugestanden. Bei der neuen Strassburger Meisterstückordnung
von 1516 wird festgesetzt, dass auch die jetzigen Meister noch
ihr Meisterstück zu liefern haben. Wer das nicht thue, dürfe
nur Einen Knecht und Einen Knaben halten. Man sieht, dass
hier die Maler Unternehmer in grösserern Stil waren und die
Beschränkung im Gesinde als Strafe galt. Die neue Strassbur-
ger Glaserordnung vom Jahre 1557 setzt fest, dass ein Meister
„nit uber selbviert" arbeiten dürfe, mit zwei Gesellen und
Einem Lehrjungen, oder auch mit drei Gesellen, falls er keinen
Lehrjungen habe.
Auffallend ist, dass die Bestimmungen über die Aufnahme
der Lehrknaben, die sonst in den Zunftordnungen eine grosse
Rolle spielen, in dem Buche der Prager Malerzeche fehlen.
Dagegen sind unter Nr. II mehrere Notizen über die Annahme
von Jungen und ihre Vorstellung vor den Geschworenen zu
finden, in der sonst bei Zünften üblichen Form.
Lehrknaben.
Die Entwicklung der Bruderschaft zur Zunft hatte bei
der Prager Malerzunft erst in einer Zeit stattgefunden, in W61Ch6r
bereits das öechische Element überwog. Aber die neue Orga-
nisation beruhte auch jetzt durchaus auf deutschem Muster.