DIE
BRUDERSCHAFT
UND IHRE
ZUNFT.
ENTWICKLUNG
ZUR
Das Buch der Malerzeche in Prag hat dadurch besonderen
Werth, dass es bis in die Zeit ihrer Entstehung, in die Mitte des
fünfzehnten Jahrhunderts, zurückgeht, und dass wir von dieserZeit
an Originaleinträge in demselben vor uns haben. Dies ist desshalb bilchem
selten, weil sonst gewöhnlich in den deutschen Zünften ähnlicher
Art die durch Gewohnheitsrecht bestehenden und nach und nach
ausgebildeten Satzungen eine spätere Codilication erfahren haben.
Die früheren Bücher, Satzungen und Acten wurden in solchem
Falle grossentheils vernichtet. So ging es bei der Augsburger
Malerzunft und bei der Strassburger Zunft zur Stelzen, welche
wir erwähnen, weil wir durch Studium des urkundlichen Ma-
terials genauer über beide orientirt sind. Die Augsburger
Malerbücher, zwei Bände im städtischen Archiv dieser Stadt,
enthalten Satzungen, die im Jahre 1471 formulirt worden sind.
Die Strassburger Artikelbücher, drei Bände im Stadtarchiv da-
selbst, ergänzt durch zahlreiche Acten (G. U. P., d. h.Z Ge-
wölbe unter der Pfalz, Lad. bestehen aus Satzungen von
1456 und 1462 mit späteren Zusätzen. Wo diese späteren Re-
dactionen vorliegen, sind die Aufzeichnungen umfangreicher und
besser geordnet, die Satzungen mehr ausgeführt. Das Prager
Malerbuch dagegen, bedeutend knapper seinem Umfang nach,
ist durch sein allmähliches Entstehen von Wichtigkeit. Es lässt
erkennen, wie die Entwicklung des Zunftlebens sich hier erst
nach und nach vollzog. Die wichtigsten Bestimmungen, die längst
bestanden oder in der Praxis ausgebildet worden waren, wur-
den einzeln eingetragen, je nach Bedürfniss.