132
ANMERKUNGEN.
in der That völlig den Charakter der Prager Malersclaule vom Ende des vier-
zehnten Jahrhunderts. Erst der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts gehören
sodann die Nachrichten an, welche den "Junkern von Prag" eine Thatigkeit in
Strassburg zuweisen. Der WienerWolfgang Lazius erwähnt sie in seinem Werke
de migrationibus gentium (Basel 1557), aber nur vorübergehend, bei
Gelegenheit eines Wappenstreites zwischen ihnen und dem elsässischen
Geschlecht der Rappoltstein, der durch Kaiser Sigismunti zu Gunsten der
Junker entschieden worden. Lazius nennt sie hier als Maler, weist ihnen
aber trotzdem eine Baumeisterthätigkeit, nämlich an der Vollendung des
Strassburger Münsterthurntes, zu. Spätere Schriftsteller haben diese Notiz
des Lazius öfter reproducirt. ln Strassburg wurde aber schon 1565 eine
Medaille auf den Münsterthurmbau und die „drei Junkherrn von Prag"
geschlagen, und hier zuerst erscheinen sie, statt nur im Plural im. Allge-
meinen, in der Dreizahl, ebenso wie die Panicz im Prager Malerbuch.
Ungefähr um gleiche Zeit berichtet der berühmte Strassburger Ingenieur
Daniel Specklin in seinen handschriftlichen Collectaneen (1870 mit der
Strassburger Bibliothek verbrannt) über ihre Theilnahme an der Vollendung
des Münsterthuriues, und erwähnt sie zugleich als Verfertiger eines be-
rühmten plastischen Werkes im Münster, des 1404 gestifteten „traurigen
Marienbildes". Aber in Strassburg hat sich bisher keine urkundliche Notiz
über sie und ihre Theilnahme am Münsterbau ermitteln lassen. Keine ältere
Quelle nennt ferner die Vornamen der Junker von Prag. Von Hause aus
gehören Baumeister, Bauhandwerker, Steinmetzen einerseits, Maler und Bild-
schnitzer andererseits ganz verschiedenen Handwerksgenossenschaften an.
Näher wollen wir hier auf diese Frage nicht eingehen, da eine fleissige
Behandlung derselben durch einen Schüler des Herausgebers, Herrn A. Ham-
m e rsch la g, bevorsteht.
372 Meister Kunz der Schnitzer (s. Anmerkung 177).
373 S. Anmerkung 320.
374 Johann der Klattauer oder von Klattau, einer südlich von Pilsen
gegen Baiern zu gelegenen Stadt. [n unserer Quelle wird er sonst nirgends
genannt; Z. dagegen haben einen Janek de Glathowia 1416 in der Neustadt
(ll. 254, Nr. 1228 b) und Johannes de Glathovia 1424-1433 in der Altstadt
(l. 34, Nr. 44.0; 25g, Nr. 440; 105, Nr. 360 d), welcher uns immer derselbe,
dann aber auch mit obigem Jan Klatnwsky identisch zu sein scheint. Um
Vermuthungen über sein etwaiges Handwerk aussprechen zu können, mangeln
Anhaltspunkte; man wird sich jedoch hier wie in vielen ähnlichen anderen
Fällen gegenwärtig halten müssen, dass wie unsere Zeche Goldschmiede,
Rinkelmacher u. s. w. in ihrer Mitte gehabt hat, sie wohl auch Leute zu
den ihrigen zahlen konnte, welche entweder nie ein Handwerk ausgeübt
hatten oder zeitweilig wenigstens nicht ausübten. Vielleicht waren es Leute,
„welche es Gott sei Dank nicht nöthig hatten", das was wir Privatiers,
Rentiers, nennen. Andererseits wollten sie aber bei dem hochausgebildetelt
Genossenschaftswesen der damaligen Zeit doch auch nicht einsam und alleine
dastehen, sondern schlossen sich einer Zeche an, welche ihnen eben
sympathisch war, sowie ja die Zünftc bei uns bis in die letzte Zeit Mit-