PETER VISCHER DER ÄLTER, ROTHSCHMID.
einem über dem Sarg zu errichtenden Baldachin (aedicttla) gefasst,
da ein erst durch Heideloll bekannt gewordener und von diesem
auf gut Glück dem Veit Stoss zugeschriebenen" Elntwurf, über den
man sehe Rcttbergs Kunstleben p. 96, diese Jahrzahl trägt, aber
es mögen sich der Ausführung wesentliche Schwierigkeiten entgegen-
gestellt haben, so dass vor der Entdeckung dieses Risses oder Ent-
wurfes kein Wort davon verlautete. Erst der im Sept. 1506 verübte
Diebstahl, wodurch ,_,etlich Silber von dem Sarg", worin noch jetzt
die Gebeine St. Sebaltfs bewahrt werden, abgebrochen und verkauft
worden war, mag den Gedanken, da diese Lleberdachttng zugleich
zum Schutz gegen Wiederholung des Frevels dienen sollte, entweder
wieder hervorgerufen oder zum erstenmal angeregt haben. Daher
traten am 14. Mai 1507 der Kirchenplleger Anton Tueher der
ältere, Lazarus Holzschuher, Kirchenmeister zu St. Sebald, Peter
Imhof der ältere, Sigmund Fürer und Sebald Eichreier zusammen,
um durch Beiträge, wozu sie selbst mit gutem Beispiel vorangingen,
die Geldmittel für ein Gehäuse „des heiligen Himmelsfürsteri St. Se-
bald" zusammenzubringen. Die Arbeit selbst wurde dem bereits
durch mehrere Arbeiten bekannten Rothschmitl Peter Vischer über!
tragen, demselben '20 f. für den Centner fertiger Arbeit zugesagt
und ihm schon am 7. Juni 1507 100 f. ausbezahlt.
Kurz vor der zur ALlfSlICllUDg bestimmten Zeit sah sich der
Kirchenpi-legel" Anton Tucher veranlasst, noch einmal am 17. März
1519 die angesehensten Bürger zusammenzufortiern und ihnen den
sich ergebenden Ausfall mit Bitte um läecltting desselben vorzulegen.
Peter Vischer war bei dieser, nicht weniger als neunmal gedruckten,
Ansprache selbst zugegen. Die noch fehlende Stimme wurde auf
ungefähr 84.5 f. angeschlagen, kam auch bald zusammen. l)ie Auf-
stellung fand statt am IQ. Juli 151g. Im Ganzen beliefen sich mit Ein-
schluss des Metalls, das Conrad Rössner, der Messingschlager, gelie-
fert hatte, die Kosten auf 3145 f. 16 Scbill. Den letzten Rest der Zah-
lung (273 f.) bekam Vischer erst 1522. Dass an dem (iieldmangel die
bereits in die Gemüther eingedrungene lutherische Lehre Ursache
gewesen sei, ist eine eben so aus der Luft gegrilTene liitihiltiung
als die von Döbner im "Christlichen Kunstblatt" 1866 n. 10-12
dem Werke selbst aufgedrungeite specilisch evangelische Bedeutung.
Luthers Name war damals erst im Begrifl bekannt zu werden, an
einen Bruch mit der alten Kirche dachte damals noch Niemand,
Luther selbst nicht, und wie er in die Stellung eines Agitators
durch die Unkenntniss Roms über die Gesinnung Deutschlands und
die ungeschickten Schritte seiner Widersacher hineingetrieben wurde,
ist zu bekannt, um hier anders als blos im Vorbeigehen berührt zu
werden. Döbner stützt sich darauf, es sei das (ianze aus dem Wahl-
spruch des Meisters: „Vitam non mortem recogita", zu erklären, und
vindicirt ihm, wenn auch einzelne Ausschmüclttingen von den Söhnen,
deren er als seiner Gehilfen selbst gedenkt, herrühren mögen, den--