Volltext: Des Johann Neudörfer Schreib- und Rechenmeisters zu Nürnberg Nachrichten von Künstlern und Werkleuten daselbst aus dem Jahre 1547

WIDMUNGSBRIEF: 
Dem Erbern und Ehrnvesten Herrn Georg Röhmern, 
den eltern, Burgern zu Nürnberg, meinem sonders günstigen 
Herrn, entbeut ich Johann Neudörffer, Bürger und Rechen- 
meister daselbsten, meine ganz willigen Dienste mit gehörigem 
Flciss bevor. 
wir 
Als mich 
am Markt 
Euer Erbarkeit 
von mancherlei 
am vergangenen Sonntag, da 
Künsten und Geschicklichkeit 
der Burger, so in kurzer Zeit in dieser Stadt noch wohnen und 
gewohnt haben, redeten, gebeten, anlangend, dass ich, soviel ich 
derselben keimt, und bei meinen Zeiten (der ich nun täglich 
50 Jahr alt seyn werde) gelebt haben, was ihr Werk, Kunst 
und Verstand gewesen wäre, ein schriftlich Verzeichniss stellen 
Wollte, hab ich gleich bei mir gedacht, Euer Erbarkeit habens 
vielleicht darum an mich gesonnen, ob ich so vermessen seyn 
und mit einem solchen schweren Urthel (der ich mich doch 
gar für keinen Kunstverständigen weiss) heraus wischen wollt, 
oder aber, dieweil ich lange alhier gewohnt, 0b ich desto mehr 
Leut alhier gekennt hätte. Es sei nun Diess oder ein Anders, 
so hab ich dennoch von wegen unserer alten Verwandniss, und 
dass ich mich selbst gern erinnerte, wie unser Herr Gott diese 
löbliche Stadt allemal mit Künstlern und kunstverständigen 
Leuten vor andern Städten begabt hat, unterfangen, soviel mir 
diese acht Tage meine Schüler bei Nachtzeit vergönnt haben 
und mir wissend ist, die ich auch gesehen, gekennt und mehren- 
theils Kundschaft mit ihnen gehabt habe, eine kurze Verzeich- 
niSS zu Stellen, doch nicht anders und keiner andern Meinung, 
dann dass es bei uns beeden bleiben soll; und zweifel gar 
nicht, so wir an einem Feiertag (daran ich in meiner Schul- 
haltung nichts versäume) bei einander sitzen, ein wenig nach-
	        
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