JOHANN NEUDÖRFER UND SEINE NACHRICHTEN.
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Boden tritt und seine Nachrichten aus glaubwürdigen Quellen
schöpft. Unstreitig macht die naive und unbeholfene Art, mit
welcher Neudörfer seine Nachrichten gibt, den Eindruck eines
unverfälschten, nicht von der Feinheit der Cultur geschminkten
Berichts, allein dessenungeachtet kann er doch an einer ursprüng-
lichen Mangelhaftigkeit leiden. Diese Naivetät ist nicht nur für
löoppelmayr, sondern auch für seine Nachfolger ein irrelei-
tender Führer gewesen. Will, der in den Münzbelustigungen
wie in dem Gelehrten-Lexikon häufig über Künstler (Dürer,
Hirschvogel, Neudörfer etc.) zu reden veranlasst wird, ist, mit
aller Achtung vor seiner Polyhistorie sei es gesagt, am wenig-
sten im Stande, sich von dem Respect, den er einer aner-
kannten Autorität schuldig zu sein glaubt, frei zu machen, und
obgleich er nur mittelbar zur Kunstgeschichte Einiges beige-
tragen hat, so sind doch seine Beiträge immer nur mit Vor-
behalt anzunehmen. Auch dem berühmten Chr. Gottl. von Murr
hat Neudörfer, offenbar nur durch die Schmucklosigkeit seiner
Schreibart, imponirt. Man sehe Murr's Beschreib. v. Nbg. 1801,
p. 700 Wegen Hanns Meuschel, p. 702 wegen Hanns Bulmann.
So war man, mit Zähigkeit an den alten Ueberlieferungeil fest-
haltend, in das laufende Jahrhundert hereingekommen, ohne
dass Jemand gewagt hätte, dieselben, das thcure Kleinod un-
serer Ahnen, anzutasten. Eine alte Handschrift, an deren Un-
umstösslichkeit die Väter geglaubt hatten, anzufechten
anathema estol
Der Erste, der in richtiger Erkenntniss der Bedeutung der
Neudörferischen Nachrichten und mit einem gehörigen Apparat
ausgerüstet an das Werk einer Herausgabe derselben ging,
war der Bamberger Kunstfreund und Privatgelehrte Joseph
Heller, der im Verein mit dem Bibliothekar Jäck 1822 bei Riegel
und Wiesner zu Nürnberg Beiträge zur Kunst" und Literatur-
geschichte herausgab, von denen aber nur das erste und zweite
Heft,
ZUSQITJITICH
ein
Bändchen
ausmachend,
erschien,
worauf