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NACHWORT
DES I-IERAUSGEBERS.
und hie und da einige berichtigende und ergänzende Personal-
notizen beigefügt zu haben, ein Urtheil über Sandrarfs Werk
gestatten, so würde er es für ein Werk erklären, das schon
um des grossen Gedankens willen, eine Geschichte der Malerei,
Bildhauerei und Baukunst, mit Aufstellung ihrer Grundgesetze
und mit Anweisung, denselben nachzukommen, zu geben, aller
Anerkennung würdig ist, dass es in einem edlen, von der
Würde seines Gegenstandes ganz durchdrungenen Sinne ge-
dacht und durch und durch so ausgeführt ist. Dass ihm
Griechenland und Rom die Grundpfeiler aller Kunst zu sein
scheinen, und dass er die altdeutsche oder wenn man will die
gothische Schule so gut wie übersah, obgleich er die sich an
Johann und Hubert van Eyk anlehnende niederländische Schule
sehr wol würdigte, auch so die deutsche, von Wolgemut und
Dürer angefangen, das ist nur in der Ordnung. Sein Werk
wird immer ein bedeutendes bleiben, und wer darüber hinaus
und weiter vorwärts geschritten zu sein glaubt, der möge sich
immerhin dieses Glaubens getrösten, aber ohne Sandrarfs Vor-
gang würde er, ohne es zu ahnen, schwerlich auf seinen Höhe-
punkt gekommen sein.
Um so mehr ist Gulden zu tadeln, von diesem Namen,
der doch in Nürnberg gar nicht unbekannt war, auch ganz
und gar Umgang genommen zu haben. Indessen es mag drum
sein. Ob Doppelmayr seine, Gulden's, Aufzeichnungen gekannt
und benutzt hat, möchte man bezweifeln; wenn er sie kannte,
so mögen sie ihm zu dürftig erschienen sein, wie sie denn auch
erst in Verbindung mit dem, was Doppelmayr gibt, etwas ge-
haltreicher werden. Doch ist auch er nicht ohne alles Eigen-
thümliche, wie bei Georg Schweigger, bei Hanns von der Pütt,
bei der Schwanhartischen Familie, bei Andreas Leupold und
sonst wol hie und da zu finden ist.
Doppelmayr dagegen hat Sandrart reichlich benutzt, aber
auch ihn dankbar zu erwähnen nicht unterlassen, und nur das
könnte man ihm vorwerfen, dass er, ohne eine Ordnung ein-
zuhalten, die bald kürzeren bald längeren Biographien in höchst
willkürlicher Folge gibt, wofür freilich die unter dem Text
stehenden Verweisungen und die sorgfältigen Register wieder
entschädigen. Man wird dadurch zu der Vermuthung veranlasst,