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STEPHAN NEUD ÖRFER,
KÜRSCHNER.
er ein jedes in seiner Art insonderheit wol kennet hat. Er ist
auch im Schätzen der rauben Waar, ein jegliches in seiner
Art, sehr verständig gewest, hat dieselben vor andern ver-
gattiren und zimmern können, in welchen er die Zobel mit
Kappen und Gold anschmieren zäumert, als wenn er die Edel-
gestein auf einer schönen Folij hervor bringen kann, und wie-
wol, laut meiner Herren Gesetz, Niemand anders dann die
Unterkätlfel des Handwerks zimmern mögen, so wurd ihm
aber doch von einem erbarn Rath diess Gesetz frei gethan und
zugelassen. Wie dann Herr Leonhard Tucher und sein Herr
Vater seliger, samt andern erbaren Kaufleuten, denen er ge-
zimmert hat, ein günstiges Wissen tragen, und die Meister
des Handwerks, so noch am Leben sind, bekennen müssen.
Damit ich aber dieser Kunst, und was sie" sei, einen eigent-
lichen Bericht geb, stell ich ein Exempel, das ich gesehen habZ
Ein Kaufmann dieser Stadt kaufet 23 Zimmer Marder um
(390 f. und gab sie meinem Vater, der saget, diese Marder will
ich cuch um 400 f. besser machen. Das geschah auch und
wurde in Solchen] Niemand betrogen, sondern man thut die
Marder auf einen Haufen, lösst sie von den Kappen ab, suchet
sie vQn den Kappen ab zu mancherlei Sorten, nemlich die
guten auf ein Ort, die bösen auf ein andere Stelle, die mittel-
sten und ärgsten auch jede Sort besonders. Dann macht man
daraus gute, böse, mittlere und ärgere Zimmer, also dass die
besten oft noch so theuer verkauft werden.
Im Bereiten aber Zobel, Marder, Hornbälg, Fehwerk und
Laistigleder zu machen hatt er sonderlichen Verstand und Kunst.
Eines muss ich anzeigen: auf eine Zeit bracht ihm ein statt-
hafter Kaufmann einen Zobel, den achtet er um 100 f., wie
dann die Weiber in Venedig solche Zobel pflegen um den Hals
zu tragen, den leidert mein Vater so geschmeidig, dass ihn
der Kaufmann durch seinen Wappenring ziehen konfite.