STEPHAN NEUDÖRFER, KÜRSCHNER.
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viel Jahr her in Druck hat lassen ausgehen, den lautem
Augenschein geben. Dieser Sachs hat die Singschul und köst-
liche Meisterlieder wieder herfürgebracht und aufgericht.
Es ist allerdings nur lobend anzuerkennen, dass Neudörfer
den wackern und ehrenwerthen Schuhmacher unter die berühmten
und wohlverdienten Männer seiner Zeit einzureihen gesucht und sich
hiezu durch die vorausgehenden Schreib- und Rechenmeister gc-
wissermassen den Weg gebahnt hat. Sichreibenlehren und Papier-
machen musste aufDenjenigen hinführen, der mit der Schrift dem
Papier einen würdigen Inhalt zu geben wusste. Insofern war es
nicht ungeeignet, dass auch Hanns Sachs hier seine Stelle erhielt,
und Neudörfer ist auch wol der Erste, der _ihm den Namen des
deutschen Poeten ertheilt. Dass die eingeschlossene Stelle, welche
die Zahl seiner Bücher u. s. w. enthält, ein späteres Einschiebsel
ist, da, wenn auch damals schon Vieles von Sachs in Druck er-
schienen war, eine Gesarnmtausgabe noch nicht existirte, sieht wol
Jedermann, und darum schien es nicht der Mühe werth, da die
bessere Handschrift sie so wie oben steht gegeben hat, sie heraus
zu reissen und an's Ende, als nachträgliche Bemerkung, zu setzen.
Ueberhaupt wird wie bei Dürer Niemand erwarten, über Hanns
Sachs hier Mittheilungen zu finden, da das Jahr 1874, das sein
Standbild, das Ergebniss jahrelang fortgesetzter, von unscheinbaren
Anfängen ausgegangener, aber zuletzt durch einen glücklichen Er-
folg gekrönter Privatunternehmung, hat aufstellen gesehen, zugleich
so viele einzelne, grössere und kleinere Schriften über Hanns Sachs
hervorgebracht hat, dass es vollkommen genügt, auf diese im All-
gemeinen und auf des Bibliothekars Hrn. Lützelberger, des Vorstandes
des Vereins, der sich die Aufgabe, die Mittel für das Standbild auf-
zubringen, gesetzt hatte, eingehende Schrift insbesondere zuverweisen.
STEPHAN NEUDÖRFER, KÜRSCHNER,
VATER SELIGER.
MEIN LIEBER
Dieweil ich bei diesem Handwerk geboren, auferzogen,
und eine Zeitlang Schule gehalten hab, so hab ich desselbigen
ein mehrers Wissen, dann des Schuhrnachens, und zwar, wo
die Personen, darmit ich solche, meines lieben Vaters seligen
Kunst und Verstand, auch weites Reisen und Wandern be-
weisen und. anzeigen will, nicht mehr im Leben wären, wollt
ich mich solches Lobs wol enthalten. Mein lieber Vater hat
sich weites Wanderns beHissen und sonderlich in den kalten
Orten, da die besten kalten Waar und Gefild gefallen, derer
Quellenschriften f. Kunstgesch. X. I4