HANNS EHEMANN, BRII
.LENMACHER.
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als ich sechzehen Jahr alt war, jezuweilen Brillen brauchen
müssen. Er hat einen solchen Verstand, wo einer übersichtig
war, konnt er die Brillen dermassen schleifen, dass sie ihm die
aufsteigende Schein in die Augen herab trugen. Einem jeden
Alter wusste er die Vergrösserung und Stärk des Gesichts mit
der Brille zu geben, und welches mir das Wunderbarlichst war,
er nahm ein ebenhoch Venedisch Trinkglas, that den Boden
hinweg, brennet das Glas an der Seiten auf, und breitet es im
Feuer aus wie ein eben Papier, und machet krystallene Brillen
daraus. Er starb, als er ihm eine Ader hat schlagen lassen, am
Tisch, und ist seiner Kunst Niemand fähig worden dann sein
Vetter Georg, durch welches Abgang diese Kunst auch zum
Theil gefallen ist.
Wenn die bei Campe befindliche Angabe, dass er am 1. April
1551 starb, richtig ist, so muss auch der letzte Satz ein späterer
Nachtrag sein, da er über 1547 hinausgeht. Doppelmayr hat diesen
Namen ganz übergangen. Am 7. Sept. 1517 wurde auf Absterben
Niklas Schwarzen, Hanns Ehemann, Brillenmacher, zu einem Haupt-
mann ertheilt in St. Elsbethen Viertel. (Rathsbuch) Da Niklas
Schwarz in dem, zu St. Elsbeth gehörenden Oberwöhrtl gewohnt
zu haben scheint, so wird Ehemanifs Wohnung auch in derselben
Gasse oder Gegend zu suchen sein.
KVenn diese Kunst oder Handwerk, nach Neudörfer, weder
von hebräischer, noch griechischer, noch lateinischer Sprache be-
nannt ist, so scheint er insofern Recht zu haben, als die seit
Dufresne beliebte Ableitung von beryllus eine so tinbegreifliche
und aller Logik widerstreitende ist, dass sie sich schwerlich allge-
mein geltend machen wird. Das Wort wird in dem Rathsbuch, wo
es aus mehrern Ursachen oft vorkommt, immer Parillenmacher ge-
schrieben, eben so wie die Parillen- oder Futteralmacher, welche
z. B. hölzerne oder pappdeckelne Kästen oder Futterale machten,
zur Bedeckung und besserer Verwahrung von Kleinoden, Mon-
stranzen und dgl. Sie werden immer Parillen geschrieben, niemals
Perillen. Diese Schreibung und ihre Bestimmung, dem für sie be-
stimmten Gegenstand angemessen zu sein, ihn geometrisch zu
decken, was auch in der Redensart, einem eine Brille vorsetzen,
ersichtlich ist, sollte auf eine ganz natürliche Ableitung des Wortes
aus dem Lateinischen führen, nämlich parilia, neutr. plur. von
parilis. Im Laufe der Zeit Hel das a heraus, als Folge der Aus-
sprache, und die Vertauschung der Muta. und der Tenuis wird
Niemand als etwas Auffallendes ansehen.