Volltext: Des Johann Neudörfer Schreib- und Rechenmeisters zu Nürnberg Nachrichten von Künstlern und Werkleuten daselbst aus dem Jahre 1547

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ANTHONI KOBURGER, 
BUCHDRUCKER. 
Die dem Campdschen Abdruck beigegebenen, aus der Müll- 
nerischen Chronik entnommenen genealogischen Notizen sind, weil 
von geringem Werthe und der Netidörfei-"schen Handschrift nicht 
angehörig, hier nicht angefügt worden. Koburger  denn so 
wird der Namen früher immer geschrieben, die Form Koberger 
ist später  hat dem schon vorher bestandenen Bücherdruck 
in Nürnberg, worüber namentlich Chr. G. v. Murr zu sehen ist, 
allerdings einen wahrhaft ungeheuern Aufschwung gegeben, und 
wenn auch in Neudörfefs Bericht, der vierunddreissig Jahre nach 
Anthoni Koburgers Tod niedergeschrieben ist, sich tinverkennbar 
einiges bereits zum Mythus Gewordene und als solcher von Ge- 
schlecht zu Geschlecht gewissenhaft, wenn auch kritiklos Fort- 
gepHanzte eingemischt hat, so bleibt doch die grossartige Aus- 
dehnung des Koburgerischen Geschäfts eine nicht abzuleugnende 
Thatsache. Und hieran hatte zunächst Anthoni Koburgefs ganz allein 
das Hauptverdienst und nächst ihm sein Vetter Hanns, Sohn des 
Becken Sebald Koburgers, seines, Anthoni Koburgefs, Bruders. Man 
hat diesen, der in den ersten Jahren nach Anth0ni's Tod das 
ganze Geschäft leitete, bald für einen Bruder des Buchdruckers 
selbst, bald für einen Sohn des Hauses gehalten, aber er war weder 
das eine noch das andere, sondern, wie aus dem letzten Willen 
Anthonfs hervorgeht, sein Bruderssohn oder Vetter. Er trat nach 
Anthoni Koburgefs am 3. Oct. 1513 erfolgtem Tode an die Spitze 
des Geschäfts, das sich aber allmälig von Verlag und Druck zu- 
rückzog und auf Sortiment beschränkte, hierin aber allerdings be- 
deutend war. Von den früheren Behandlungen des Lebens und 
Wirkens Anthoni Koburgefs, Panzers (1773), der in seiner Gesch. 
d. Nürnbergischen Ausgaben der Bibel gelegentlich (p. I3 ff.) was 
ihm bekannt war, mitgetheilt hat, und Waldau's, der 1786 in einer 
eigenen kleinen Schrift dies gethan hat, darf man nunmehr absehen, 
nachdem Oscar Hase (1869) in einer Heissigen Schrift: die Ko- 
burger, alles was ihm zugänglich war, dem Publicum vorgelegt und 
ein möglichst vollständiges Verzeichniss der von Koburger und 
seiner Firma gelieferten Drucke gegeben hat. Ausser dem 1526 zu 
Hagenau gedruckten Fulgentius und der zu Nürnberg 1540 ge- 
druckten Böhmischen Bibel weiss er kein seit 1525 bei den Ko- 
burgern erschienenes Buch namhaft zu machen. Schon am 30. Mai 
1517 schreibt Dr. Christoph Scheurl an Erasmus Stella: Apud 
Germanos Coburgius principatum ferme obtinet, sed ipse nihil cudit. 
Als Gregor Haloander die Abschrift des Florentinischen Codex der 
Pandekten 1528 demRathe anbot, wollte man zuerst mit den Ko- 
burgern wegen der Uebernahme von Druck und Verlag abschliessen, 
ging aber, nach bereits begonnener Unterhandlung, wieder davon 
ab und übergab die Unternehmung dem Joh. Petrejus. Die Ur- 
sachen zu dieser Zurückziehung des Hauses Koburger von selbst- 
ständigen Unternehmungen dürften in detjViellaöpi-iglteit desselben
	        
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