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ANTHONI KOBURGER,
BUCHDRUCKER.
Die dem Campdschen Abdruck beigegebenen, aus der Müll-
nerischen Chronik entnommenen genealogischen Notizen sind, weil
von geringem Werthe und der Netidörfei-"schen Handschrift nicht
angehörig, hier nicht angefügt worden. Koburger denn so
wird der Namen früher immer geschrieben, die Form Koberger
ist später hat dem schon vorher bestandenen Bücherdruck
in Nürnberg, worüber namentlich Chr. G. v. Murr zu sehen ist,
allerdings einen wahrhaft ungeheuern Aufschwung gegeben, und
wenn auch in Neudörfefs Bericht, der vierunddreissig Jahre nach
Anthoni Koburgers Tod niedergeschrieben ist, sich tinverkennbar
einiges bereits zum Mythus Gewordene und als solcher von Ge-
schlecht zu Geschlecht gewissenhaft, wenn auch kritiklos Fort-
gepHanzte eingemischt hat, so bleibt doch die grossartige Aus-
dehnung des Koburgerischen Geschäfts eine nicht abzuleugnende
Thatsache. Und hieran hatte zunächst Anthoni Koburgefs ganz allein
das Hauptverdienst und nächst ihm sein Vetter Hanns, Sohn des
Becken Sebald Koburgers, seines, Anthoni Koburgefs, Bruders. Man
hat diesen, der in den ersten Jahren nach Anth0ni's Tod das
ganze Geschäft leitete, bald für einen Bruder des Buchdruckers
selbst, bald für einen Sohn des Hauses gehalten, aber er war weder
das eine noch das andere, sondern, wie aus dem letzten Willen
Anthonfs hervorgeht, sein Bruderssohn oder Vetter. Er trat nach
Anthoni Koburgefs am 3. Oct. 1513 erfolgtem Tode an die Spitze
des Geschäfts, das sich aber allmälig von Verlag und Druck zu-
rückzog und auf Sortiment beschränkte, hierin aber allerdings be-
deutend war. Von den früheren Behandlungen des Lebens und
Wirkens Anthoni Koburgefs, Panzers (1773), der in seiner Gesch.
d. Nürnbergischen Ausgaben der Bibel gelegentlich (p. I3 ff.) was
ihm bekannt war, mitgetheilt hat, und Waldau's, der 1786 in einer
eigenen kleinen Schrift dies gethan hat, darf man nunmehr absehen,
nachdem Oscar Hase (1869) in einer Heissigen Schrift: die Ko-
burger, alles was ihm zugänglich war, dem Publicum vorgelegt und
ein möglichst vollständiges Verzeichniss der von Koburger und
seiner Firma gelieferten Drucke gegeben hat. Ausser dem 1526 zu
Hagenau gedruckten Fulgentius und der zu Nürnberg 1540 ge-
druckten Böhmischen Bibel weiss er kein seit 1525 bei den Ko-
burgern erschienenes Buch namhaft zu machen. Schon am 30. Mai
1517 schreibt Dr. Christoph Scheurl an Erasmus Stella: Apud
Germanos Coburgius principatum ferme obtinet, sed ipse nihil cudit.
Als Gregor Haloander die Abschrift des Florentinischen Codex der
Pandekten 1528 demRathe anbot, wollte man zuerst mit den Ko-
burgern wegen der Uebernahme von Druck und Verlag abschliessen,
ging aber, nach bereits begonnener Unterhandlung, wieder davon
ab und übergab die Unternehmung dem Joh. Petrejus. Die Ur-
sachen zu dieser Zurückziehung des Hauses Koburger von selbst-
ständigen Unternehmungen dürften in detjViellaöpi-iglteit desselben