VIII
JOHANN NEUDÖRFER UND SEINE NACHRICHTEN.
Neudörfer der ältere p. 201 mitgetheilte Medaille mag an sich
richtig sein, aber die Unterschrift ist irrig, weder führte er das
vermehrte, senkrecht getheilte Wappen, noch ist das Gesicht
dasselbe wie auf den anderen Denkmünzen, auf denen er na-
mentlich
rasirt
erscheint.
Will
hat
auf
diesen-
Irrthum
402
bereits
aufmerksam
gemacht.
Es
werden
noch
jetzt
hie
und
da
autographischc
Proben
seiner Schreibgeschicklichkeit aufbewahrt,
ZU
diesem gehört auch
ein auf das möglich feinste Pergament geschriebener Brief vom
7. Juni 1556 an Caspar Nützel, worin er, Johann Neudörfer,
Rechenmeister, demselben, Herrn Caspar Nützel, seinem lieben
Gevatter, für die Einladung ablehnend dankt, und wenn er auch
diesmal der "Vlmer Rosen Edlen Geruch entbehren müsse, so
hoffe er doch, auf künftigen Herbst die wolgeschmecken Würscht
vnd Semel zum Synderspuehel zu geniessen". Die Adresse ist
mit Gold geschrieben und das Ganze
Meistersück, nur wegen der Dünnheit
ein
des
schreibkünstlerisches
Pergaments und der
Kleinheit der Schrift eigentlich unpraktisch. (Stadtarchiv zu
Nürnberg, Urk. n. 190.) Die Nützel, eines der ältesten und an-
gesehensten Nürnberger Geschlechter, besonders berühmt durch
den 1529 gestorbenen Losunger Caspar, den Vater des hier in
Rede stehenden, erloschen im Mannsstamm 1747 mit Johann
Joachim, besassen das eine halbe Stunde südwestlich von der
Stadt, unfern des Canalhafens, gelegene Sindersbühl. Neudörfer
muss gerade sehr durch seinen Beruf in Anspruch genommen
gewesen sein, um dieser Einladung nicht entsprechen zu kön-
nen. Für die richtige Schreibung des jetzt herkömmlich Sün-
dersbühl geschriebenen Ortsnamens gibt, abgesehen von den
alten Urkunden, auch dieser Brief Neudörfefs Zeugniss. Mit
Sünde hat der Namen auch gar nichts zu schaffen, und eben
S0 wenig mit dem benachbarten Leprosenhaus oder Sunder-
siechenkobel zu St. Leonhard, wie schon auf p. 249 des 1861
erschienenen Heftes IV für Staatsarzneikunde gezeigt Würden