Volltext: Des Johann Neudörfer Schreib- und Rechenmeisters zu Nürnberg Nachrichten von Künstlern und Werkleuten daselbst aus dem Jahre 1547

ALBRECHT DÜRER, 
MALER. 
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ments Stube, von Oelfarben gemalt, darin man eigentlich einen 
SHUgLIlHlCLIIID, Cholericum, Phlegmaticum et Melancholicum er- 
keimen mag. Die Bücher, so er gemacht hat, a. 1515 von Ge- 
bäuen, von Zirkel und Messwerk, und a. 1528, auch von 
menschlicher Proportion, sind vor Augen, und so einer alle 
seine gerissene und gestochene Kunst kaufen will, deren ein 
grosse Meng ist, kann ers unter 9 f. nicht wol zu Wegen 
bringen. 
Ao. 1494 nach Pfingsten kam er wieder nach Haus und 
verheiratete sich noch desselben Jahrs mit Jungfrau Agnes, 
Hanns Freyen Tochter. Starb 1528 den 6. April, führte auf 
seinen Gemälden und Kupferstichen dieses Zeichen 
Ei 
Es wird hoffentlich nicht erwartet werden, dass der verwor- 
rene Bericht, den Neudörfer in Vorstehendeni über des grossen 
Meisters Leben und Werke gibt, zu enturirren und zu berichtigen 
gesucht werde. Ein günstiges Geschick hat in dieser Beziehung 
schon längst über den Mann, der nicht blos in dem engen Kreise 
seiner Heimath gross und berühmt war, sondern dessen Namen 
überall hin, wo die Kunst auf Anerkennung rechnen durfte, seine 
wolverdiente Ehre gefunden hat, gewaltet. Und zwar ist nicht erst 
seit neuerer Zeit, in welcher der Namen Dürer gewissermassen das 
losungswort der deutschen Kunst geworden ist, mit der seinem 
(ienius dargebrachten Huldigung zugleich das Bestreben rege ge- 
worden, Alles, was ihn der Gegenwart näher zu bringen vermochte, 
aufzusuchen und den Nebel zu beseitigen, den die unklaren Berichte 
der Vergangenheit um ihn gebildet haben. Die Thätigkeit hierin 
war nicht auf Nürnberg beschränkt, sondern von allen Seiten wur- 
den hiezu Beiträge gespendet. Mit den Namen Will, Murr, Campe, 
Reindel, von Eye, Baader, verbinden sich Hausmann, Joseph Heller, 
Nagler, Cornill, von Retberg, Thausing und Andere, deren Aufzählung 
desswegen bedenklich ist, weil man fürchten muss, durch absichtslose 
Uebergehung Einzelner zu beleidigen. Vor Allen hat freilich der 
Meister selbst die schätzbarste Grundlage geliefert, einmal durch 
die noch von seinem Vater begonnenen und von ihm fortgesetzten 
Nachrichten über sein Herkommen und Geschlecht, sodann durch 
seine Briefe, sowol die an Jakob Heller als auch die aus Vene- 
dig an Pirkheimer, endlich durch seinen Bericht über die nieder- 
liindische Reise. Geleitet von diesen, die in Thausings Ausgabe 
(Quell. 1872) in ansprechender Form vorliegen, wird es leicht, sich von 
dem Leben des Künstlers ein richtiges Bild zu machen und sich 
den immerhin in engbürgerlichen Verhältnissen lebenden, aber mit 
seinem künstlerischen Geiste hoch über sie hinausragenden Mann
	        
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