2a
WENZEL UND ALBRECHT DIE JAMNITZER,
GEBRÜDER, GOLDSCHMIDE.
Es möchte gesagt Werden, dieweil diese bede Brüder meine
Gefreunde sind, ich möcht derhalben des Lobens bei ihnen zu
mild seyn, derhalben ichs E. E. Rath, meine günstige Herren
und alle andere Kunstner, so ihr gemachte Arbeit und Werk
täglich sehen, urtheilen will lassen, darum ich das, so sie täg-
lich brauchen, will ein wenig unter die Hand nchnlen. Das
fürnehmste Stück aber, das imir von ihnen beden am besten
gefällt, ist, dass sie ihren Vater und Mutter, damit sie ihnen
Ehr und alles Gute erzeigen mögen, von Wien hieher haben
bringen lassen, darum Gott auch gleich ihre Söhnlein, wie man
sieht, mit Kunst und Gnaden begabet. Diese zwei Brüder sind
auch in Erfindung der Kunst, auch in Vcrtheilung ihrer ge-
machten Arbeit also einig, dass keiner das Seine von dem
Andern fordert, noch viel weniger das wenigst oder das meist
vor dem Andern verbirgt. Sie arbeiten beide von Silber und
Gold, haben der Perspectiv und Messwerk einen grossen Ver-
stand, schneiden beide Wappen und Siegel in Silber, Stein und
Eisen. Sie schmelzen die schönsten Farben von Glas, und haben
das Silberätzen am höchsten gebracht, was sie aber von Thier-
lein, Würmlein, Kräutern und Schnecken von Silber giessen,
und die silbernen Gefässe damit zieren, das ist vorhin nicht
erhöret worden. Wie sie mich dann mit einer ganzen silbernen
Schnecken, von allerlei Blümlein und Kräutlein gegossen, ver-
ehret haben, welche Blättlein und Kräutlcin also subtil und
dünn sind, dass sie auch ein Anblasen wehig macht, aber in
dem allen geben sie Gott allein die Ehre.
Nachdem 1828 bei J. L. Sehrag zu Nürnberg im dritten Heft
der Nürnbergiscluen Künstler Wenzel Jamnitzer eingehend besprochen
ist, so dürfte sich kaum etwas Erhehliches noch über ihn sagen
lassen. Die Untersuchung, wie sein Namen eigentlich gelautet habe,
oh Jamnitzer, Jainitzer, Gamitzer etc. scheint heut zu Tage von
sehr geringer Bedeutung. Sein Geburtsjahr 1508 und Wien als
seine Geburtsstadt ist festgestellt, aus amtlichen Quellen auch sein
Todestag als der ISÄ Dcc. 1538. läegralueil ist er auf St. Johannis
n. 664., unter einem dem Dürerlschen in der pultartigen Form
gleichenden Grabstein. Er wurde 1556 zu einem Genannten des