PETER FLÖTNER,
BILDHAUER.
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Hier ist aus guten Gründen davon abgesehen und nur des noch
vorhandenen Englischen Grusses Erwähnung gethan worden.
Was Neudörfer am Ende seines Artikels von dem sogenannten
bösen Bolz erwähnt, muss auf sich beruhen, da nur ein Zufall auf
die Entdeckung dieser ganz unbekannten Grösse führen kann.
PETER
FLÖTNER:
BILDHAUER.
Was für klein Ding dieser Flötner gemacht hat, das zeigt
noch heutigs Tags seine Arbeit an. Er machte aber und schnitt
an einem Kühhorn 113 veränderliche Angesichter, von Manns
und Weibs Personen, er schnitt auch an die Corallenzinken
Thierlein und Müschelein, als wären sie daran gewachsen.
Seine Lust aber in täglicher Arbeit war in weissen Stein zu
schneiden, das waren aber nichts anders dann Historien, den
Goldschmiden zum Treiben und Giessen, damit sie ihre Arbeit
bekleideten, geordnet. In Perspectiv und Masswerk war er also
erfahren, dass ich achte, so nebenbemelter Veit Stoss gelebt
hatte, er würde ihm den Preis zugelassen haben, und wo er
einen Verleger gehabt hätte, würde er in grossen Werken nicht
weniger dann in kleinen Dingen gewaltig gcwest sein, wie dann
das steinerne Camin in des Hirschvogels Haus am Schwabenberg
wol Zeugniss giebt. Den mehrern Theil seiner Kunst und Arbeit
hat Jacob Hoffman, Goldschmid, von ihm erkauft. Was aber
dieser Flötner für sich selbst gemacht hat oder rnachet, das muss-
ten eitel wüste und abscheuliche Angesichter und Gemäld in Form
der langen Creuzfahrten von Mönchen, Nonnen und Pfaffen, die
er gerissen und in Druck geben hat, sein. (Starb 1546 den 23 Oct.)
Die Variante Kirschkern statt Kühhorn ist ein Unsinn.
Da Veit Stoss 1533 starb, so muss Flötncr nur kurze Zeit seine
Kunstfertigkeit getrieben haben, weil er schon 1546 starb. Welches
Haus am Schwabenberg das Hirschvogehs gewesen sei, ist un-
bestimmbar; unter dem Hirschvogel ist vielleicht Augustin gemeint.
Jacob Hof-fman wird von Neudörfer selbst weiter unten besprochen.
Doppelmayr hat diesen Artikel natürlich ebenfalls aufgenommen,
aber den weissen Stein in Stechstein verändert, was wahrscheinlich
heissen soll Speckstein. Rettberg im Kunstleben (p. 160) führt
mehrere von ihm noch vorhandene Kunstsachen auf.
Peter Flötner, Bildhauer, war mit Bernhard Schaller Vormund
über Jorgen Sonnenscheins seligen Kinder, Katharina Sebald Mer-