VEIT
STOSS,
BILDHAUER.
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Stossin gedachter seiner Tochter legirt, zu seinen Handen gestellt
und baar bezahlt haben und quittirt darüber in bester Form. Letzt-
lich bekennt auch Kungund Grossin, nachdem die obgedacht Stossin
sie zu Erbin der Uebermass ihrer noch unverschickten verlassenen
Habe eingesetzt, dass ihr die obengenannten Geschäftsvormünder
dieselbe Uebermass so zu ihren Ilanden gestellt, dass sie an die-
selben gar nichts mehr von dieser Uebermass wegen zu fordern
habe, und sagt sie desshalb ledig und los. (Cons. 78, fol. 176.) Da
Christina Sebald von Worms Ehefrau, der Barbara Wilibald Stossin
Schwester war, beide des Caspar Schmid Rechenmeisters seligen
Töchter, so nennt sie die Margareth ihre Geschwey.
Das Zerwürfniss Wilibald's und Margarethas thut sich deutlich
in folgendem Briefe kund. Nachdem Wilibald Stoss am Montag
25. Sept. 1553 über zwei f., welche die Executoren Margaretha
Stossin seiner Schwester seligen Testaments ihm als Legat derselben
übermacht haben quittirt, „so heisst es Weiter haben die
Executores diese Quietanz also angenommen und dagegen frei
lauter bekannt, nachdem die gemelt Stossin zu obbemeltem Stoss
etliche Sprüch und Forderung gehabt und derhalben durch Schieds-
leut verglichen worden seien, als dass er, ehegemelter Stoss seiner
Schwester für solche Sprüch reichen und geben soll acht Gulden,
dass er ihnen, den Executoren dieselbigen acht Gulden jetzt alsbald
auch eingeantwortet, entrichtet und bar bezahlt hab, sagen und
zählen ihn, den Stoss, und alle seine Erben dieser bezahlten acht
Gulden hiemit auf ewig auch quit, frei, ledig und los in bester
Form, inmassen der Stoss diese Bekanntnus auch also angenommen
hat". Zeugen waren Paulus Lengenfelder und Melchior Tetzel.
(Cons. 75, fol. 176.) Wer von beiden Geschwistern an dem Zer-
würfniss die grössere Schuld getragen, ob Bruder oder Schwester,
entzieht sich aus begreiflichen Gründen dem Urtheil der späteren
Nachwelt. Doch mag ein Erbe von des alten Veit Stoss hartnäckigem
Geiste auch in der Tochter Margaretha geschlttmmert haben, und
diese hartnäckige Unnachgiebigkeit mag sie noch in ihren letzten
Willen hinein festgehalten haben.
Zu einer vollständigen Geschichte des Veit Stoss gehört na-
mentlich seine in Krakau zugebrachte Lebenszeit, über welche
Holland in "Deutsche Charakterbilder, München, 1864." von p. 115
anfangend, sich eingehend geäussert hat. Was die zweite in Nürn-
berg zugebrachte Lebenszeit des alten Meisters, insbesondere was
seine häuslichen Verhältnisse anlangt, so dürfte in dem hier Mit-
getheilten auf den Grund der erbschaftlichen Quittungen das mög-
lichst Genaue gegeben sein. Vor allen Dingen verschwindet die in
dem Campeschen Abdruck der Neudörfefschen Handschrift man
weiss nicht woher spukende Barbara Herzin, die ihm als zweite
Frau beigelegt wird, in Nacht und Nebel, und macht der Christina
Reinoltin Platz, die er bald nach seiner Ueberkunft nach Nürnberg