Volltext: Des Johann Neudörfer Schreib- und Rechenmeisters zu Nürnberg Nachrichten von Künstlern und Werkleuten daselbst aus dem Jahre 1547

VEIT 
STOSS, 
BILDHAUER. 
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Stossin gedachter seiner Tochter legirt, zu seinen Handen gestellt 
und baar bezahlt haben und quittirt darüber in bester Form. Letzt- 
lich bekennt auch Kungund Grossin, nachdem die obgedacht Stossin 
sie zu Erbin der Uebermass ihrer noch unverschickten verlassenen 
Habe eingesetzt, dass ihr die obengenannten Geschäftsvormünder 
dieselbe Uebermass so zu ihren Ilanden gestellt, dass sie an die- 
selben gar nichts mehr von dieser Uebermass wegen zu fordern 
habe, und sagt sie desshalb ledig und los. (Cons. 78, fol. 176.) Da 
Christina Sebald von Worms Ehefrau, der Barbara Wilibald Stossin 
Schwester war, beide des Caspar Schmid Rechenmeisters seligen 
Töchter, so nennt sie die Margareth ihre Geschwey. 
Das Zerwürfniss Wilibald's und Margarethas thut sich deutlich 
in folgendem Briefe kund. Nachdem Wilibald Stoss am Montag 
25. Sept. 1553 über zwei f., welche die Executoren Margaretha 
Stossin seiner Schwester seligen Testaments ihm als Legat derselben 
übermacht haben quittirt, „so  heisst es Weiter  haben die 
Executores diese Quietanz also angenommen und dagegen frei 
lauter bekannt, nachdem die gemelt Stossin zu obbemeltem Stoss 
etliche Sprüch und Forderung gehabt und derhalben durch Schieds- 
leut verglichen worden seien, als dass er, ehegemelter Stoss seiner 
Schwester für solche Sprüch reichen und geben soll acht Gulden, 
dass er ihnen, den Executoren dieselbigen acht Gulden jetzt alsbald 
auch eingeantwortet, entrichtet und bar bezahlt hab, sagen und 
zählen ihn, den Stoss, und alle seine Erben dieser bezahlten acht 
Gulden hiemit auf ewig auch quit, frei, ledig und los in bester 
Form, inmassen der Stoss diese Bekanntnus auch also angenommen 
hat". Zeugen waren Paulus Lengenfelder und Melchior Tetzel. 
(Cons. 75, fol. 176.) Wer von beiden Geschwistern an dem Zer- 
würfniss die grössere Schuld getragen, ob Bruder oder Schwester, 
entzieht sich aus begreiflichen Gründen dem Urtheil der späteren 
Nachwelt. Doch mag ein Erbe von des alten Veit Stoss hartnäckigem 
Geiste auch in der Tochter Margaretha geschlttmmert haben, und 
diese hartnäckige Unnachgiebigkeit mag sie noch in ihren letzten 
Willen hinein festgehalten haben.  
Zu einer vollständigen Geschichte des Veit Stoss gehört na- 
mentlich seine in Krakau zugebrachte Lebenszeit, über welche 
Holland in "Deutsche Charakterbilder, München, 1864." von p. 115 
anfangend, sich eingehend geäussert hat. Was die zweite in Nürn- 
berg zugebrachte Lebenszeit des alten Meisters, insbesondere was 
seine häuslichen Verhältnisse anlangt, so dürfte in dem hier Mit- 
getheilten auf den Grund der erbschaftlichen Quittungen das mög- 
lichst Genaue gegeben sein. Vor allen Dingen verschwindet die in 
dem Campeschen Abdruck der Neudörfefschen Handschrift  man 
weiss nicht woher  spukende Barbara Herzin, die ihm als zweite 
Frau beigelegt wird, in Nacht und Nebel, und macht der Christina 
Reinoltin Platz, die er bald nach seiner Ueberkunft nach Nürnberg
	        
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