JOHANN NEUDÖRFER UND SEINE NACHRICHTEN.
durch Missgunst des Geschicks die ursprüngliche Handschrift
unauffindbar gemacht, dagegen ist eine Unzahl Abschriften vor-
banden, die wenn auch in den Hauptsachen gleichlautend, doch
in Nebenurnständen abweichen und wegen späterer Einschal-
tungen und Nachträge, die nicht blos über das Jahr der Abfas-
sung des Urmanuscripts (H47), sondern auch über Neudörfcfs
Todesjahr (1563) hinausgehen) und daher zwar möglicherweise
richtig sind, aber doch einen apokryphischcn Charakter tragen,
bedenklich
ZU
gebrauchen
sind.
Neudörfefs
Lebensverhältnisse,
welche
der
Kürze
ZU
berühren hier verstattet sein wird, obwohl DOPPCIIYMIYI" und
besonders Will in dem Gelehrten-Lexikon (1757) und dann in
den Münzbelustigungen (1765) nach den ihnen kundgewordenen
Materialien über ihn geschrieben haben, gehen Lirsprünglich
nicht
über
das
Mass
der
gewöhnlichen
Bürgerlichkeit
hinaus.
Geboren 1497, was aus den auf ihn geschlagenen Medaillen,
von denen Doppelniayr und Will Abbildungen geben, und seiner
Grabschrift hervorgeht, Sohn Sterfan Neudörfefs, eines Kürsch-
ners, dessen Namen man nur aus der vom Sohn geschriebenen
und in kindlicher Pietät den Nachrichten am Schluss angefügten
Lebensnotiz kennt, mag er einen guten Schulunterricht genossen
haben, wie er denn selbst des Caspar Schmid als seines Lehrers
rühmend gedenkt, auch den Erhart Etzlaub als seinen Lehrer
in der Coss oder Algebra namhaft macht. Ob Paulus Vischer,
der
Canzleischreiber,
den
auch
seinen
treuen
Lehrer
nennt,
ihm eigentlichen Unterricht ertheilt, oder ihn nur durch guten
Rath und Vorbild gefördert habe, lässt man, wie seines Orts
bemerkt ist, dahin gestellt. Auch ob er auf dem Handwerk gear-
beitet, glaubt schon Will in Abrede stellen zu müssen, und die
Bekanntschaft mit den Handwerksausdrücken, die in dem Bericht
über
keinen Vater ersichtlich
iSt:
des Hauses
kann bei dem Sohn
weitem Folgerungen.
jungen Mannes zog
gar nicht befremden und berechtigt nicht zu
Der strebsame und forschende Geist des