Volltext: Von der hochedlen Malerei

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MALEREI. 
BTONDO, VON DER 
und Nerven des Menschen, der Masthaum das Rückgrat, die 
Segelstangen seien die Knochen des Annes, der Mastkorb sei 
die Hirnschale, die Segel seien die Brusttheile, der Ballast 
endlich seien alle menschlichen Piegierden und sein Pilot der 
Nordstern, der Weg gehe nach dem Paradiese, zuweilen unter 
Stürmen, und das Glück helfe ihm, dass es an dieses oder jenes 
Ufer komme, dunkel und finster dasjenige, von dem es abfuhr, 
aber jenes, wohin man zur Rettung zu gelangen hofft, leuchtend 
und schön, wie es dem Paradiese geziemt. Das Uebrige malet, 
wie es das Gemälde verlangt. 
Von 
dem 
achten 
Cap. 32. 
Gemälde. 
Ich weiss wahrhaftig nicht, auf welche Weise ich das 
achte Gemälde beschreiben soll, weil der Stoff sehr malnnig- 
faltig und dem Geiste höchst zuwider ist. Nichtsdestowenigei" 
hin ich entschlossen, euch es zu sagen auf die Weise, wie Gott 
uns die Erscheinungen der Dinge eingibt, mit welchen sich der 
menschliche Geist beschäftigt. Nachdem ihr also die Umfassung 
des Gemäldes gemacht habt, so vertheilet die Dinge, welche 
sich in dem Verstande ansammeln, in fünf Theilc in die vier 
Ecken und in die Mitte. In den ersten Theil machet eine blinde 
Frau, welcher verschiedene Dinge dargeboten werden, wie Gold, 
Silber und edle Steine, ohne dass sie ihr das Gesicht wieder- 
geben. Auf der anderen Seite rnalet einen Richter im Tribunal, 
nackt an Kleidern und an Wissen und vor ihm tausend Arme 
und Bettler, welche mit einem Zuge ihrer Lumpen beraubt 
werden und nackt dastehen, während sich dieselben in ein gol- 
denes Gewand für den Richter verwandeln. Auf dem dritten 
Platz machet einen reichen Kaufmann, der es aber nicht durch 
seine guten Thaten ist, und Speicher voll der reichsten Waaren, 
die aber gewissenlos erworben sind. Dann stellet dar einen 
Hauptmann mit Soldaten mit tausend Waffenrüstungen, in 
deren Gesellschaft sich die Günstlinge des kriegerischen Mars 
befinden. Auf dem vierten Orte malet eine Witwe mit vielem 
Geleite, alle in schwarzen Mänteln, unter denen aber kein 
Mensch ist, der Mitleid fühlet. Rings um das Gemälde stellet
	        
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