BIONDO,
VON DER MALEREI.
Sonne deutlich zu schauen sein und wie sie in dem einen und
dem anderen Aequinoctium Halt macht, insgleichen wie sie den
Tag zu- und abnehmen macht, ferner auch die verschiedenen
Wendepunkte des Jahres, wie den Frühling, den Sommer, den
Herbst und den Winter. Der Rest des Gemäldes sei erfüllt
mit jenen Geistern, von denen man nicht sagen kann, ob sie
Schatten oder Körper seien. Und wenn solches mit bestimmten
Farben, wie sie die Maler lieben, gemalt würde, so möchtet
ihr mir dadurch etwas Angenehmes bereiten.
Von
dem
dritten
Cap. 27.
Gemälde.
Damit mich das dritte Gemälde befriedige, wünschte ich,
dass es nach Art der antiken griechischen Malerei in dreieckiger
Form gemacht Wäre, und in dem ersten Winkel habe es Asien
mit seinen Reichen, nach der Ptolomaeischen Geographie ein-
getheilt; da seien die Flüsse von den Bergen eingefasst, aber
sowohl Flüsse als Berge sollen deutlich zu sehen sein. In dern
anderen Winkel will ich Afrika haben, mit seinen Königreichen
und Provinzen und insbesondere mit dem Reiche von Fessa,
mit seinem Atlas, welcher den Himmel tragen möge, bis ihn
Hercules ablöst. Alles nicht ohne die geographische Beschrei-
bung. Die dritte Ecke dieses Viereckes soll das schöne Europa
enthalten, mit jenen vielen rauhen Barbarenvölkern, wie ihr
wisst, mit dem alten Griechenland, mit mehr als tausend Dingen.
Auch wünschte ich, dass Europa auf dem Stiere flüchtig das
Gestade verlasse, und dann hätte ich gern auf einer Seite nach
der Natur die drei Parzen dargestellt mit ihrem Rocken, Faden
und Spindel; ferner, dass man das Abschneiden des Lebens
eines Jeglichen sehe, indem der Faden deutlich wahr-
zunehmen abgebrochen wird. Auf der anderen Seite werdet
ihr die neun Musen mit der Diana machen und daselbst, bitte
ich euch, zeichnet auch noch die meine, wenn ihr sie kennt,
damit sich mein Geist an ihrem Anblicke täglich erquicken
könne. Auf der dritten Seite malet ihr die drei Grazien der
Welt mit jenen schönen Manieren und jener leichten Anmuth,
welche zierlichen Geistern wohl ansteht. In der Mitte malet den