42
BIONTDO,
VON DER MALEREI.
Von
dem
Stoffe des ersten
Cap. 25.
Gemäldes.
Nachdem ich von Demjenigen geschrieben habe, was zur
Malerei und für den Maler sich schickt, nachdem ich vieler be-
rühmter Maler Erwähnung gethan habe, scheint es mir an der
Zeit, zum Schlüsse dieses Unterrichtes zu eilen. Indem ich nun
beschlossen, dieses Buch zu beenden und euch zu fibergcben
wie das Lamm den Wölfen, schien es mir, ehe ich solches
ausführe, euch einen bestimmten Wunsch erklären zu sollen,
nämlich einen für die Malerei passenden Stoff, von dem ich
hoffe, dass ihr demselben Genüge thun werdet. Ich freue mich
nämlich gar sehr an der Malerei, weil sie mir viele Dinge vor-
führt, welche ich mir nicht einbilden kann. Darum wünschte
ich, meine ausgezeichneten Maler, zehn Gemälde von den
Händen der Vorzüglichsten zu sehen. Und ich möchte, dass das
erste Gemälde die unten beschriebene Materie enthalte, und
während die Zeichnung der Darstellungen sich in der Mitte
befinde, wollte ich oben den allmächtigen, dreieinigen Gott
sehen, unten möchte ich die uralte Vermengung der Elemente
sowie ihre deutliche Sonderung haben; auf der einen Seite
wollte ich erblicken, wie Mond und Sonne das erste Mal über
der Erde erscheinen, auf der anderen Seite soll zu sehen sein,
auf Welche Art die Schatten auf die Erde niedersteigen, dann
möchte ich, dass die Erschaffung des Menschengeschlechtes
folge, auf der anderen Seite die Mannigfaltigkeit der Thiere
und wie sie liebreich mit einander verkehren; unter diesem
sollen Lorbeerbäume, Olivenbäume und Myrthen, welche mit
Grün geschmückt sind, auf der Erde erscheinen; auf dem
gegenüberliegenden Theil sähe ich gerne die ersten Kräuter,
die auf der Erde geschaffen wurden, und auf den Hügeln wären
Veilchen, Narcissen, Rosen und Jasmin, in ihren Wirklichen
Farben nach der Natur gemalt sammt allen übrigen Blumen,
deren wirklichen und natürlichen Geruch man zu spüren
glauben soll; alle diese Dinge sollen die Flüsse mit den an
ihnen wachsenden Kräutern umfassen, auch wünschte ich, dass
das Gemälde von dem Himmel der Luna, des Mercur, der
Venus, des Sol, Mars, Jupiter und Saturn umgeben sei und
dass man deutlich die achte Sphäre sehen könne, die helle