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BIONDO, VON
DER MAI
JIRE
dem, was ihr von eurer Kunst erwartet, indem die Habsucht
immerdar der "Füchtigkeit im Wege gestanden ist, denn der
dem Gewinn ergebene Geist erringt selten oder nie jene Feuchte,
welche die Nachwelt bietet. Wundert euch denn nicht, meine
theueren Leser, dass jene Bettler und Arme sind, welche, nach-
dem sie die Blume der Malerei kaum gesehen haben, schon
hastig reich werden wollen; diese ziehen sehr geringen Vortheil
von der Malerei, auch thuen sie ihr Unehre an, weil sie dieselbe
verderben. Wenn sie sich aber Mühe gegeben hätten, um die
Malerei vollkommen zu studiren, so erfreuten sie sich des Rufes,
der mit der Vervollkommnung wächst, sammt ewigem Lobe,
und hätten so den Gewinn und unschätzbare Reichthfimer,
sowie die Erlangung ewigen Rufes der höchsten Ehre.
Von
der
Haupteintheilung
(Iup. (i.
der
Malerei.
Jetzt will ich davon handeln, in welcher Weise die Malerei
ausgeübt wird, nicht eher jedoch, bevor ich nicht ihre Einthei-
lung gehörig erklärt habe. Darum sage ich, dass die Malerei
sich in drei Haupttheile scheidet, von welcher Eintheilung ich
bekenne, dass sie von der Natur bestimmt sei. Die Malerei ist
nämlich das Studium von den Dingen, die man sieht und welche
sich dem Auge darstellen, welches die Dinge vermerkt, die
sich dem Blicke darbieten, so dass hierin ein gewisses Princip
für sie besteht. Wenn wir eine Sache bewundern und sehen,
dass sie einen gewissen Raum einnimmt, so ist es für den
Maler die erste Sache, die er macht, dass er diesen Raum um-
reisst, deshalb werdet ihr diesen Vorgang oder diese Art, die
äussersten Grenzlinien zu ziehen, mit einem richtigen und passen-
den Ausdrucke die Umreissting nennen. Wenn ihr dann die
Gesammterscheinting betrachtet, so müsset ihr finden, dass auf
dem Gemälde alle Dinge untereinander im Zusammenhangs
stehen, und diese Wissenschaft von der Darstellung der Gesammt-
erscheinung, welche der Künstler seinem Auge folgend gezeich-
net und richtig angeordnet hat, wird er die Composition nennen.
Endlich wenn er abermals noch bestimmter hinblickt und auch
den Gegenstand deutlicher betrachtet, so muss der Maler auf