BIONDO,
VON DER MALEREI
Volkes, SOndern auch der wilden Thiere bewege, und ich meine,
die Natur ergötze sich selber mit der Malerei, auch freut sie
sich, wenn sie einen vollkommenen Maler erzeugt hat. Sie selber
pflegte fortwährend die Malerei, wie wir denn die Wiesen
und Felder, auch die in mannigfacher Weise hell bemalten Berge
gesehen haben, sie stellt uns die verschiedenartigsten Formen von
Thieren und vielen anderen Dingen vor Augen; ihr wundert
euch daher wohl nicht, wie ich glaube, wenn man liest, dass
auf einer Gemme des Königs Pyrrhus die neun Musen mit
ihren Abzeichen von der Natur dargestellt waren. Wisset des-
halb, ihr meine zu verehrenden Maler, dass niemals ein Zeitalter
oder irgend eine Frist vorübergegangeil ist, in der Erfahrene
wie Unerfahrene sich nicht an der Malerei vergnügt hätten,
wesswegen ihr sagen werdet, dass es nie eine Kunst in der
Welt gegeben habe, die mit mehr Ergötzung oder Wohlgefallen
erlernt werden könne, als die Malerei. Indem ich mich höchlich
an ihr erfreue, gestehe ich offen, dass ich gar viele Male ging,
um malen zu sehen, auch verwende ich viele Zeit darauf, um
verschiedene Figuren dieses oder jenes Malers zu betrachten,
weil sie uns engelgleiche Gestalten vorführen, die mir die Natur
zu übertreffen scheinen durch die Vorzüglichkeit ihres Künstlers.
Darum gehe ich schier stündlich meinen Geist an der Malerei
zu weiden, und nur sehr selten trenne ich mich von einem
schönen Gemälde so befriedigt, dass ich sagen könnte, ich wäre
gleichsam satt von dem Betrachten. Die Malerei ist deshalb
nicht allein ehrenvoll und reich an Lob für ihren Maler, son-
dern auch fruchtbringend und von dauerndem Ruhme, denn
welcher Maler seine Malerei liebt, der erwirbt von derselben
grösseren Nutzen als der reichsteKaufmann, den man nur wolle,
denn sie ist Klugen wie Unklugen angenehm. Darum, ihr Jüng-
linge, die ihr dem Studium der Künste obliegt, befleissigt euch
der Malerei in der Zeit, die ihr erübrigt, denn ihr vergeudet
sie dadurch nicht, sondern verewiget euch durch das Studium
der Malerei. Ferner ermahne ich euch, o Maler, dass ihr stets
der Malerei oblieget, mit grösserem Eifer als ihr bisher gethan,
denn die Malerei ist die hervorragendste der Künste. Euer Name
und euer Ruf wird jeden Gewinn übertreffen, den irgend eine
noch so schöne Kunst bieten kann; seid nicht habsüchtig in