BIONDO, VON DER MALEREI.
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in Werth, als sie es vor tausend Jahren gewesen. Die Wahrheit
dessen beweist das, was man von dem Thebaner Aristides liest,
welcher ein Gemälde um hundert Talente verkaufte, auch lindet
man bei den Historikern, dass die Stadt der Rhodier, von dem
König Demetrius nicht verbrannt wurde, wegen der Gemälde
des Protogenes. Ach, ihr wahrhaftig hochwerthen Gemälde, dass
ihr eine solche Stadt vom Untergange und von der Brandlegung
durch die Feinde retten konntet! Von anderen ähnlichen Fällen
handle ich jetzt nicht, weil ich glaube, sie seien euch nicht
weniger bekannt als mir selbst; aber, ohne gefragt zu sein, sage
ich, dass mir scheint, ein guter Maler, ich sage ein guter Maler,
solle nicht weniger geehrt werden, als ein weiser Bürger, weil
er für die Stadt von derselben Bedeutung ist, wie dieser Bürger,
denn wisset, dass bei den klugen und weisen und grossen Herren
die guten Maler viel Anwerth und Achtung linden, wegen
der Vortrerflichkeit ihrer Kunst. Dieses bestätigen uns die
antiken Beispiele, denn man liest bei den Geschichtschreibern
dass Marcus, ein Bürger von Rom, und Fabius, ein sehr vor-
nehmer Mann derselben Stadt, ausgezeichnete Maler waren;
Turpinus, ein römischer Ritter, der in Verona lebte, und jener
andere Mann, der Consul gewesen, erwarb durch seine Malerei
grossen Ruhm; der tragische Dichter Pacuvius malte den Her-
kules auf dem Stroh, die Philosophen Sokrates, Platon und
Metrodoros wurden durch ihre Malerei sehr berühmt, ich sage
euch, meine lieben Leser, noch grössere Dinge. Die römischen
Kaiser vergnügten sich mit dieser Kunst, wie! Nero, Valentinianus,
ißilexzintier und Severus, so dass also die römischen Kaiser sehr
SIFEDSHIH waren in der Malerei. WVollte ich aber alle jene Fürsten,
Könige, Herren und grossen Meister aufzählen, welche sich
an der Malerei ergötzten, so bin ich gewiss, euch Anderer
tiberdrüssig zu werden, wesshalb ich dieselben übergebe,
die ihr sehr wohl kennet. Auch rede ich nicht von den
sonstigen hochgerühmten Malern, indem ihr von euch selber
ihre Menge und Vortreiflichkeit verstehen könnt, insbesondere
wenn ihr an die dreihundert und sechzig Gemälde oder Statuen
denket, welche vor den König Demetrius im Zeitraume von vier-
hundert Tagen getragen wurden, die man ihm zu Ehren ge-
widmet hatte. Es wollen Einige, dass die besagte Zahl von den