Volltext: Von der hochedlen Malerei

BIONDO, 
VON 
DER MALE REI. 
leuchtender als es in Wirklichkeit ist. Auch sage ich von dem 
Blei, dem Werthlosesten der Metalle, dass es viel kostbarer aus- 
sah denn irgend ein rohes Silber oder Gold, wenn ein anderer 
Phidias oder ein anderer Praxiteles es beim Malen eines Bildes 
darauf angebracht hatte. Und da dieses eine von Jedermann höch- 
lich erwünschte Sache ist, so wundert euch nicht, ihr, meine Leser, 
und ihr, neuere Maler, wenn den-Zeuxis und Herakleon in jenen 
Zeiten die Kunst des Pinsels zu grossem Ruhme und zur Er- 
langung von grossem Reichthume brachte. Sie waren nämlich 
soweit gekommen, dass sie ihre Malerei nicht verkaufen Wollten, 
obwohl sie mit der grössten Sorgfalt gemalt worden war, indem 
sie sagten, es finde sich kein Mensch, der sie bezahlen könne, 
da sie von höchster Schönheit Wären. Und weil sie dieselben 
nicht zu schätzen vermochten, so verschenkten sie sie. Darum, 
ihr weisen Leser, merket den grossen Ruhm der Malerei. Zeuxis 
malte unter anderen Thieren auch Vögel so vollendet, dass sie 
in der That lebendig und er selber eine zweite Gottheit 
auf Erden zu sein schien. So übertraf er allein auf's leichteste 
alle Maler zusammen, wesshalb ich das Lob eines Androgides, 
eines Theopornpos und auch des Parrhasios mit Stillschweigen 
übergebe, von welch' letzterem man berichtet, dass er mit dem 
Maler Zeuxis in einem Wettstreite gestanden sei, welcher einen 
Knaben mit einem Korbe oder eigentlich zu sagen, mit einem 
Tragkörbchen Trauben malte, auf das alle Vöglein zuHogen, 
um daran zu picken. Nun sagte er, die Trauben habe ich besser 
gemalt als den Knaben, denn wenn ich den Knaben besser 
gemacht hätte als die Trauben, so würde er die Vöglein beun- 
ruhigt haben. i" Und wisset, dass Zeuxis dieses ohne jegliche 
Arrogance sagte. Darum sage ich euch, meine lieben Leser, es 
hat die Malerei die Gabe in sich, dass sie auch die Gebildeten 
noch unterrichtet, denn wenn Jemand die in jedem Betracht 
vollkommenen Werke und den bewundernswerthen Urheber der- 
selben sieht, so erfreut er sich höchlich, weil derselbe dem 
Schöpfer ähnlich erscheint. Und demnach behaupte ich noch 
5' Hier muss im Original ein Druckfehler angenommen werden, dann; 
egli havrebbc trovato gli LlCCClllhl gibt keinen Sinn. lch vermuthe torbmo 
oder turbato als das Richtige. Dass der Verf. auch hier die antiken Geschich- 
ten confus auftischt, brauche ich nicht erst anzudeutcn.
	        
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