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VON DER MALEREI.
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dieser Darstellungen Enden würden und er darauf hässlich von
Gestalt erschiene, nicht anders als er Wirklich war. Ferner
scheint mir die Malerei das Abbild der Götter zu sein, indem
das Volk seine Gottheiten mit Hilfe der Malerei verehrt, so dass
ich sagen darf, die Malerei ist ein grosses Geschenk, das der
höchste Gott den Sterblichen gemacht hat, weil wir durch das
Mittel derselben mit den obersten Göttern verknüpft sind und
auch mit den Engeln. S0 zweifle ich denn nicht, dass die Malerei
dem Phidias, einem Maler in der Stadt Elis in Achaja, oder
eigentlich im Peloponnes, viel geholfen habe, als er den Olympi-
schen Zeus malte, dessen Schönheit so gross war, dass er durch
die Majestät, mit der Zeus gemalt war, die Religion gefördert
hat. Denn das Gemälde war dem Gotte ähnlich wie C. Plinius
berichtet, welcher sagt, Phidias sei über alle Völker, die den-
jenigen erkennen, welcher der Olympische Zeus heisst, der
Berühmteste gewesen. Daran könnet ihr ersehen, o Maler, Welche
Schönheit und Ehrwürdigkeit des Geistes, oder welch' grossen
Ruhm man durch die Malerei in der Welt gewahr wird. lch
glaube, dass ihr, meine Leser, dies schon klar versteht, sowohl
infolge dessen, was über die Gemälde und die Maler gesagt
worden ist, als auch durch dasjenige, was Jeglicher sieht. Des-
halb darf ich (Jrlien sagen, dass die Natur selbst nicht so Aus-
gezeichnetes in ihren Geschöpfen hervorgebracht hat, als es die
schöne Malerei vermag, weil diese sich an die schönsten Dinge
hält, sie aber viel köstlicher erscheinen lässt, als sie sind. Darum
muss ich auch von dem Hiisslichen sagen, dass ihr an euch
selber die Beobachtung machen könnt, wie denn die Malerei
sich an die schönen Thcile, an die zierlichen Theile, an die
blendend weissen Gliedmassen macht, sie aber ohne Zweifel um
Vieles schöner und zierlicher erscheinen lässt, was man auch
klar ersieht, indem das Elfenbein oder der Alabaster, auch die
kostbaren Edelsteine, wie Rubine, Hyacinthe, S1narz1gtle, Topase
und Saphire sammt den orientalischen Perlen und all" den übri-
gen seltenen und kostbaren Dingen, wenn sie durch die Hände
eines vollkommenen Nlalers gehen, viel bewundernswerther
erscheinen, als sie sind, nämlich als Natur-Producte. Und ferner
sage ich euch, dass die Kunst der Malerei auch das Gold, aus
Ursache, weil es verbleicht, viel schöner werden lasst und auch
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