BIONDO, VON
DER MALE
ich dir sehr theuer sein muss, denn sage mir, was Anderes ist
denn dein Schreiben, als eine Art Malerei, der du beim Schrei-
ben fortwährend ausmalst? Nichtsdcstowenigei" thuest du keine
Erwähnung der Malerei, deshalb schreibe endlich etwas über
die Malerei für die Sterblichen."
Von
der
Würde
Cap. 5.
der
X
Malerei.
Wissend, dass diese unsere Unterredung von vielem Nutzen
für die nicht unterrichteten jungen Leute, aber auch für die
gebildeten Maler sein dürfte deshalb, o ihr Freunde der
Malerei, verbreite ich mich, um euch für diese edelste Kunst
anzuregen, bevor ich von etwas Anderem spreche, darüber, eine
wie würdige Sache die Malerei sei, auf dieiman jegliche Mühe
und anhaltenden [Fleiss Wenden soll. Denndie Malerei besitzt
in sich eine schier göttliche Macht, nicht anders, als man von
der Freundschaft spricht, Weil die Malerei die Abwesenden
darstellt, als wären sie da, auch zeigt sie uns die Gestorbenen,
als Wären sie am Leben. Bei solcher Erörterung werde ich einem
Manne ähnlich scheinen, Welcher ein schönes Geheimniss mit
höchster Bewunderung betrachtet, oder vielmehr, ich werde
jenem Künstler gleichen, Welcher mit grossem Wohlgefallen Die-
jenigen Wiederbewundert, die seine Sachen betrachten als Dinge,
die man nicht gekannt und noch nicht gesehen hatte. Daher
erinnere ich mich, bei dem Plutarch gelesen zu haben, dass ein
Hauptmann Alexander des Grossen, dessen Name Kassander
War, beim Betrachten eines leblosen Bildes des Alexander, von
grosser Furcht durch jenen königlichen Anblick ergriffen wurde,
Welchen das Bild ausdrückte. Agesilaos, welcher wusste, dass
sein eigenes Bild sehr ungestalt sei, Wollte nicht, dass dasselbe
der Nachwelt auf irgend Welche Weise bekannt Würde, in Folge
dessen er den Malern verbot, ihn abzubilden, ebenso dass irgend
ein Bildhauer ihn in Holz oder Stein darstelle, noch in Gold
abgiesse oder auf irgend einem Goldstück abforme, denn ihm
dünkte, dass dann die Nachkommen sein Bild in irgend einer
Im Originale
die Capitel-
Bezeichnung aus Versehen wcggeblieben.