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VON DER MALEREI.
Sache oder meine Figur immer vor seinem Antlitze steht. Sage
nun, siehst du nicht, wie dadurch der Maler angespornt ist, sein
schwaches Werk in einer Weise zu zeigen, dass es des Zeus
würdig ist, und es dem Zeus zu opfern, weil es diesen darstellt
und er in ihm angebetet werden soll.
Wie ich also bei den Alten in Ehren stand, mag dir aus
dem Gesagten kund werden, aber gegenwärtig haben mich Alle,
XVenige ausgenommen, wie faule Thoren und Schlaftrunkene über
die Achseln geworfen und gleichsam der Vergessenheit über-
antwortet. Aber siehe doch, wer ich bin und wie ich geliebt
wurde, und bedenke bei dir selbst, 0b ich verachtet oder geschätzt
werden müsse, indem ich nicht nur unsere Könige, sondern
auch die vergangenen und das Lob der Vorfahren male. Was
soll ich denn noch über die Malerei reden, nachdem Gott selbst
den Himmel mit den beiden grossen Lichtern und den vielen
Sternen bemalt hat, welche den Sterblichen Tag und Nacht
leuchten; er malte auch die lalft mit den Blitzen, den Donnern,
dem Hagel, dem Regen und den dichten Wolken; ausserdem
erblickt man das Meer gemalt, denn zuweilen sieht man es
röthlich werden, zuweilen lichter und manchesmal ist es doppel-
färbig von der Luft und durchsichtig, und diese Verschiedenheit
der Farben verleiht ihm die Malerei. Nach den genannten Din-
gen bemalte Gott die Erde mit Bergen, Hügeln, Menschen,
Städten, Schlössern, Wäldern, wilden Thieren, feurigen Dünsten
und verschiedenen Dingen, welche ich übergebe, weil sie dir
bekannt sind. Daher soll Jeder mich nach seinem Vermögen
erfassen und mich nicht verjagen oder sonst schädigen. Aber
diese Vision erzähle den Freunden, die dir begegnen, von denen
sich vielleicht Einer in Liebe zu mir wenden wird und wisse,
dass es mir eine angenehme Sache sein wird, wenn ich nur
Einen unter Tausend finden kann. Wundere dich nicht, mich zur
Flucht und zum Abschiede gerüstet zu sehen, denn mir scheint
es, dass ich Wenige befriedige und ihnen nicht genehm bin,
ungeachtet dessen hält mich ein Gewisser, den ich begegnete,
der gelehrter ist in der Malerei als die anderen, zurück und
bestärkt mich wieder aufzuathmen, dieser ist ein scharfsinniger
Mann, der in Florenz aufgezogen wurde; er hat mich wieder
in's Leben gerufen. Aber du sei gänzlich meiner eingedenk, da