MALEREI.
BIONDO, VON DER
daher unter die mechanischen Künste gezählt worden. Wenn
du nämlich die Schriften der Alten läsest, so möchtest du finden,
wie sehr ich für Viele die Veranlassung ihres Rufes und Ruhmes,
ferner ihrer Ehre und ihres Triumphes geworden bin; nicht
anders als es die Tapferkeit für den muthigen Krieger ist. Denn
ich bin es, Welche Alexander der Grosse so hoch schätzte, und
welche Apelles höchlich liebte, und für den Zeuxis galt meine
Ehre in Linvergleichlichei" Weise, so dass er seine Gemälde
verschenkte, weil er sie doch nicht um irgend einen Preis ver-
kaufen konnte. Siehe also, wie gross ich bin, indem Alexander
mich so. hoch schätzte, dass er, wie man erzählt, eine Figur
von Apelles um hundert Talente kaufte, ja, Einige erzählen
sogar noch, dass er sie um gar keinen Geldwerth erworben,
sondern mit Gold ziufgexxiogen habe; aber wenn er sie selbst
nur um sowiel Talente gekauft hätte, so musst du wissen, dass
ein Talent das Gewicht von 80 Goldlire hat. Sage mir nun:
wie hoch muss die Malerei geschätzt worden sein, wenn man
sie um so viel Gold verkaufte! Aber ausser dem Gesagten lebte
in der Stadt Athen ein ausgezeichneter Maler Namens Metro-
doros und Protogenes malte so ausgezeichnet, dass der König
Demetrius den Rhodiern verzieh, deren Stadt er hatte erobern
wollen, und dieses, um die herrlichen Gemälde nicht zu zer-
stören. Der König Candaules kaufte auch eine von Bularchos
gemalte Tafel um das Gewicht derselben in Gold. Parrhasios
täuschte die Vögel mit gemalten Trauben, aber Zeuxis überlistete
denselben Künstler mit einem gemalten Vorhang. So gereichte es
auch ferner zum Ruhm und zur grossen Ehre_ für den guten
Maler, als Agrippa zwei von ihm gemalte Figuren um dreizehn-
tausend Pfund Goldes kaufen wollte, Attalus erwarb das Ge-
mälde des Aristides von Theben um hundert Talente. So zählte
man mich unter die werthvollsten Dinge der Welt, und stand ich
endlich in hohem Preise, während das römische Reich geblüht
hat; auch bei den Griechen erfreute ich mich ehrenvollen Namens.
Denn ich war die erste unter den freien Künsten. Wisse dem-
nach, dass Derjenige, welcher die Malerei loben will, wenn er
recht genau urtheilt, sagen muss, dass sie gewiss eine natürliche
oder vielmehr eine himmlische Sache sei. Denn ich bin unter
den übrigen Künsten Zeus selbst die liebste, weil die gemalte