3101x1110,
VON DER MAI
der Malerei ist, dass sie die Bilder in wahrhafter Weise erschafft,
so urtheile ich, dass ein solcher Gebrauch Kunst sei. Denn ein
solcher Gebrauch richtet sich nach gewissen Regeln und höchst
kunstreichen Vorschriften, wenn gleich der Maler freien Willen
im Werke besitzt. Er bleibt aber auch ungeachtet dessen frei
und mit ihm die Kunst, wenn sie sich auch jenen Gesetzen
unterwirft. Denn schier alle Dinge, welche der grosse Gott und
Schöpfer all' desjenigen, was sich im Universum befindet, vom
Beginne an gemacht hat, so zwar, dass eine gemalte Sache sie
hervorbringen und an den Tag geben könne, von allen diesen
Dingen sage ich, dass die Kunst des Malens sich ihrer bemächtigen
könne. Die Kunst des Malens ist daher die vernünftige Auf-
fassung der bemalten Figur oder die bemalte Figur in der ge-
ziemenden Auffassung, wozu noch die Materie kommt, denn wenn
irgend ein Maler ein gemaltes Werk aufweist, das aber mit den
Farben nicht fein gemalt, oder unähnlich an den Gliedern oder
in unpassendem Stoffe gebildet ist, oder jener vernünftigen Auf-
fassung ferne steht, so wird uns das keine Kunst, sondern die
Verwirrung der Malerkunst zu sein scheinen.
Von
der
Gestalt
der Malerei, wie sie
Vision erscheint.
Cap. .4.
dem Autor
in
einer
Damit man nun nicht sage, dass ich der Malerei nicht
Genüge thue mit würdigem Lob, so gehe ich in der Erhebung
derselben bis an die Sterne. Wisset, dass eines Tages, bevor
die Sonne über ihren Horizont sich erhoben, bevor ich noch
den Schlummer gänzlich verscheucht hatte, welcher meine Glied-
rnassen beschwert hatte, mir die Malerei erschienen ist; nun
glaubet aber nicht, dass mir etwa damals bloss meine Nahrung
Beschwerden gemacht hatte, sondern dass in der That nicht
das kleinste Theilchen eines Dunstes hätte aufsteigen können,
um das Haupt zu verwirren und ich Ursache gehabt hätte,
dasselbe mit Phantomen zu erfüllen, vielmehr schien es mir,
dass Nahrung mir vonnöthen gewesen wäre, indem Arbeit und
Schlaf meine Glieder angegriffen hatten. Da erschien mir eine
mächtige Matrone, welche im Fluge gleich dem Vogel des Zeus