BIONDO,
VON DER MAI
die öffentlichen musischen Spiele und jene des Apollo zur Nach-
ahmung für die Athleten angeordnet, und schliesslich die Be-
lohnungen und Ehrenbezettgtlngen für die Schriftsteller. Wenn
dieses die Fürsten der Christen nachahmen wollten, so würde
es heutzutage an Schriftstellern jeglicher Art nicht fehlen. Wenn
sich daher jetzt ein anderer Aristophanes fände, welcher mit
höchstem Fleisse und grösster Sorgfalt alle Bücher nach Ord-
nung durchläse und aufgefordert würde, sich auszusprechen
über die vorzüglichste Schrift, so würde er ja selber mit der-
jenigen höchlich zu loben sein, welche dem Haufen nicht gefällt.
Deshalb, ihr Richter über meine Nachtwachen, bitte ich euch,
wenn ihr die Früchte nicht lobt, so billigt doch den Eifer des
Schriftstellers. Denn seid überzeugt, dass die Arbeit der vielen
Nachtwachen, welche ihr mit meinen Namen bezeichnet sehet,
wirklich die meinen sind, während viel umfangreichere Erfin-
dungen Anderer, von denen grosse Bücher den Fürsten gewidmet
werden, voll mannigfacher Diebstähle sind. Nichtsdestoweniger
leugne ich nicht, dass mein Werk mit verschiedenen fremden
Blüthen geschmückt ist, jedoch bloss zum Ruhme des eigenen
Autors, denn was ich ausgewählt habe, habe ich in meinem
Werke mit dem Namen seines Schöpfers eingetragen, auf dass
mein Werk durch die Aufnahme dieser Autorität Nutzen ziehe,
und nicht damit Jene durch mich berühmter werden, da sie an
sich schon glanzvoll genug sind. Nachdem schliesslich sich sehr
Wenige finden, welche über die Malerei oder über die Kunst
des Malens geschrieben haben, so habe ich mich entschlossen,
zur Herstellung dieser schönsten Kunst zu schreiben, damit
nicht durch irgend ein feindliches Geschick dieselbe einem noch
grössereti Schiffbruch erläge, als, sie bis in die gegenwärtige Zeit
gehabt hatte; denn die Künste, die Kunstwerke und die Künstler
vergehen, sowohl durch die Thorheit der Menschen, als auch durch
die Ungunst der Zeiten. Wenn ich daher die gegenwärtige Schrift
nicht nach Wunsch eures Sinnes geschrieben habe, so wird es
euch doch wenigstens gefallen zu sagen, dass ich das gerne
hinschrieb, was ich mit meinem schw-achen Verstande erkannte,
und wie der Ausspruch jenes grossen Gesetzgebers lautet, so hat
Derjenige dem Gesetz genug gethan, welcher that, was er konnte.