VIII
EINLEITUNG.
grosse Florentiner Michel
in dem ihm gewidmeten
Angelo; er spricht dies nicht allein
Capitel sondern schon früher
einmal
mit
Worten
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die
er
der Göttin
dieser
Kunst
in
den
Mund legt und worin dieselbe ihre Verjüngung durch jenen
Genius anerkennt. Raphael kommt daneben auch schier wie
bei Vasari mit grossem, doch in gewisser Hinsicht unter-
geordnetem Lobe weg, einige seiner Schüler werden daran an-
geschlossen, der erste Venezianer, der Erwähnung Endet, ist
Sebastiano del Piombo, dann Pordenone; sie Alle weichen der
Bewunderung für Tizian, Wobei es immerhin befremdend scheinen
muss, dass von Bellini wie von Giorgione nirgends die Rede ist.
Einige ältere Meister, Francia, Costa, Mantegna, werden mit
schonender Erwägung als vortrefflich "für ihre Zeit" genannt,
von Meistern anderer Richtungen erscheinen Maturino, Polidoro
Caravaggio und Francesco von Parma. Diese Capitel, welche
den Meistern gewidmet sind, kann man nicht eigentlich Bio-
graphien nennen, wichtig sind vielmehr nur die Angaben über
den damaligen Aufbewahrungsort ihrer Schöpfungen. Kunst-
urtheil und irgend eine Kritik darf man in ihnen am wenigsten
suchen.
Was
der
Herausgeber
VOI1
denl
Leben
und
der
litera ri-
schen Thätigkeit des Biondo beibringen kann, ist leider gering.
Michelangelo Biondo, auch Blondus genannt, war in Venedig
im Jahre 1497 geboren. Die Geschichte der Mcdicin hat es bis-
her nicht so sehr verabsäumt, seine Bedeutung für ihren Gegen-
stand anzuerkennen, als dies in der Kunstgeschichte geschehen
ist. Er war Arzt oder vielmehr hauptsächlich Chirurg, der in
Neapel seine Studien gemacht hatte, und soll in diesem Fache
reformatorisch gewirkt haben, weil er das kalte Wasser als
ausschliessliches Heilmittel bei allen Wunden, Nerven- und
gequetschte Wunden ausgenommen, in Anwendung brachte.
Das wissenschaftliche Werk, mit welchem er als gelehrter Arzt
aufgetreten, De partibus ictu sectis (in Utfenbach thesaur,