EINLEITUNG.
VII
ist, eine Herzenssache sozusagen, und Hösst ihm wahres Interesse
für den Gegenstand ein, über den er schreibt, die Frage über
den Vorrang Raphaels oder Michel Angclds. Unser Autor muss
von einem andern Gesichtspunkte geschätzt und beurtheilt
werden. Echten Sinn für die Kunst, echte Liebe zu ihr und
derselben
die allge-
Verstänclniss besitzt er kaum; die Beschäftigung mit
ist ihm ein literarische; Exercitium, aber es bezeugt
meine Achtung, in der damals die Kunst stand, dass ein Arzt
selbst, insofern er überhaupt Gelehrter war, ihrem Ruhm die
Feder leihen konnte, seine Schrift ist für nlancherlei eine Quelle
im historischen Sinne und enthält im Einzelnen manches Merk-
würdige, dessen Bedeutung, wie ich glaube, immer mehr ge-
winnen würde, wenn man die erhaltenen Schöpfungen der Schule
VEHCCilgS im Hinblicke darauf untersuchen würde.
Der Vielschreiber, nota bene derjenige, der hier auf einem
Gebiete angelangt ist, woselbst er ein peregrintis ist, tritt auch
aus manchen Mangelhaftigkeiten und Flüchtigkeiten entgegen.
So passirt es ihm zu wiederholten Malen trotz seiner Belesenheit
in antiken Autoren, dass er Phidias und Praxiteles zu Malern
macht, und das Gemälde der Cena von Lionardo schreibt er
Mantegnai zu. Des Uebrigen jedoch haben seine Angaben über
die Maler seines und des vorausgegangenen Jahrhunderts den
Werth, dass der Autor, wie es scheint, meist Selbstgesehenes
erwähnt und sicherlich keiner geschriebenen noch gedruckten
Quelle nachredet. Die Auswaihl, die er unter denselben trifft,
ist im Einklunge hiermit, denn wir linden erstens nur Meister
berücksichtigt, die in Venedig, und in Rom lebten, an Orten
also, die wir
können, und
mit Sicherheit als Aufenthalt Biondds bezeichnen
uusserdedm solche namentlich aus Bologna, in wel-
chem sein zeitweiliger
nommen werden dürfte.
Verkehr mit Wahrscheinlichkeit ange-
Auch Florcntinische, Parmesanische und
Mailändische Werke sind angeführt, doch diese kttum nach Autopsie.
Das Ideal in der Malerei ist auch ihm schon, wie Vasari, der