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ITUNG.
In jenem Capitel, wo uns der Verfasser die Vision mit-
theilt, in der ihm die Malerei als königliche Frau erschienen,
spricht er selbst deutlich die Veranlassung aus, durch welche
er auf den Plan gebracht wurde, das Büchlein zu verfassen,
denn er lässt die Göttin die Aulforderting an ihn aussprechen,
dass er, der gerühmte Autor so vieler Schriften, doch auch zu
ihren Gunsten einmal die Feder ergreifen möge. Es ist also
dem ersten Anlass zufolge das Unternehmen nicht viel Anderes
als eine Rede-, respective Schreibübung, wie das in der dama-
ligen Zeit nicht wundernehmen kann. Verfasste man ja selbst
Reden und Panegyriken, Satyren und Nekrologe für Hngirte
Personen, bloss um dem Drange der Schreiblust, die in dem
Geschlechte steckte, zu genügen. Dass auch unter Kunst-
gelehrten eine ähnliche Sitte noch lange anhielt, beweist der über-
haupt in manchem Betrachte unserer Schrift verwandte Tractat
Graphice etc. von Scheffer, Welcher ein Jahrhundert später, und
zwar in Deutschland, geschrieben wurde. (Siehe meinen Bericht
in V. Teirich's Blättern für Kunstgewerbe, 1872, pag. 7 ff.)
Wenn wir daran nun auch festhalten müssen und auf Rech-
nung dieser äusserlichen Motivirung des Unternehmens den
vasten Apparat classischer Gelehrsamkeit zu setzen haben wer-
den, der hier die Stelle einer schlichten, aber Warmen und ein-
dringlichen Sprache vertritt, wie wir sie von einenl Autor er-
warten, dem nicht die Darstellung der Sache, sondern diese
selbst am Herzen liegt, so erhellt dennoch aus der Art und
Weise, wie sich Biondo der Aufgabe entledigt hat, dass ein ge-
wisses Interesse für den Gegenstand ihm wirklich nicht gefehlt
hat.
Denn
zum
löblichen
Unterschiede
VOÜ
vielen
seiner
Col-
legen, die über Kunst damals geschrieben haben, lässt er es
nicht bei Anführungen von den Anekdoten über die Vögel des
Parrhasios und den Vorhang des Zeuxis und dergl. bewenden,
sondern er will dem praktischen Maler nützlich sein, indem er
jene antiken Berühmtheiten zwar gleichfalls als Muster der