VON
UND KÜNSTEN DER RÖMER.
DEN FARBEN
den Blick (visui) vermöge seiner Durchsichtigkeit transparent
ist. Bei den andern Metallen nämlich bleibt das, was im Innern
sich befindet, verborgen; beim Glase aber zeigt sich aussen
jegliche Flüssigkeit und jedes Ding, wie es innen ist, und
offenbart sich so obwohl es eingeschlossen ist. Der Ursprung
davon War folgender: in dem Theile von Syrien, welcher
Phönicien genannt wird, nachbarlich an Judaea, um den Fuss
des Berges Carmel, ist ein Sumpf, aus dem der Fluss Belus
herkommt, welcher 5000 Schritte fliessend, sich in das Meer
bei Tholomaida (Ptolomaeis) ergiesst. Der Sand desselben wird
durch die dahinrollenden Fluten von allem Unreinen gesäubert.
Hier, geht die Sage, wurde ein Schiff von Salpeterhändlern an
die Küste geworfen; als diese am Gestade verstreut ihre Mahl-
zeit bereiteten und keine Steine zur Hand waren, um die
Geschirre darauf zu stellen, so legten sie Stücke und Schollen
des Salpeters unter. Als diese zu glühen begannen und sich
mit dem Ufersande vermengten, da sei eine neuartige durch-
sichtige Flüssigkeit, das Glas nämlich, hinweggeHossen und das
sei der Ursprung des Glases.
Bald aber, da die geistvolle Geschicklichkeit der Menschen
mit dem blossen Glase nicht zufrieden gewesen, sondern diese
Kunst auch mit anderen Mischungen zu vervollkommnen trachtete,
wird es mit leichtem und dürrem l-lolze gebrannt, mit einem
Zusatze von Kupfer und Salpeter in beständigen Oefen wie Erz
geschmolzen und in Massen geformt. Aus den Massen wird es
dann wieder in den Werkstätten gegossen und eines durch
Blasen geformt, ein anderes mit dem Dreheisen gedrechselt, ein
drittes wie das Silber ciselirt. Auch färbt man es auf vielerlei
Weise, so dass es Hyacinthe und grüne Saphire nachahmt,
Onyxe und Gemmen von andern Farben. Und es gibt für
Spiegel keinen passenderen Stoff oder der zu Malereien tauglicher
wäre. Aufs Beste dient dazu weisses Glas, und zwar das, welches
dem Krystalle am nächsten kommt, wodurch es auch Gold und
Silber als Trinkgeräth verdrängt hat. Ehemals wurde Glas in
Italien, Gallien und Spanien gemacht. Man mahlte den weichsten
weissen Sand mit Stössel und Mühle„dann kamen 3 Theile Salpe-
ter (nach Gewicht oder Mass) hinzu und nach dem Schmelzen
wurde das Ganze in andere Oefen Lihertralgen. Diese Masse hiess