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gesetzt werden, dessen Hauptinhalt (wenigstens vom
Standpunkt des mittelalterlichen Interesses) gleichfalls
Nachrichten über die Edelsteine ausmachen? Dem
Geiste jener Tage wäre das ganz angemessen und so glaube
ich, dass die Schale auf Seiten der Mythe ebenso sinkt, als sie
für einen historischen Heraclius inhaltlos in die Höhe steigt.
Uebersehen wollen wir auch nicht, dass es eben wieder
die Capitel über Edelsteine sind, welche allein, Jahrhunderte
lang noch, aus dem "Heraclius" abgeschrieben Wurden, bei
Villanova, Wecker etc. Das Local, als welches in den Gedichten
Rom, der Laterän, der Tiber genannt werden, obgleich die
Sage eigentlich von Constantinopel ausging, mochte beitragen,
auch unserm Tractat mit seinen mehrfachen Erwähnungen R0m's
damit in Namensverbindung zu bringen. Interessant ist ferner,
dass in der Version Otte's Vers 856 römisches Glas als Falsificat
der guten Steine genannt wird, worüber sich Heraclius ärgert,
eben wie in unserm Tractat I., XIV davon handelt, auf
welche Weise Edelsteine aus römischem Glase gemacht werden.
(Vergl. auch Otte 985 und Massmann Anh. 9, 33.) Enenkel
sagt an zwei Stellen von Eraclius (die pfaffen nennent in alsus)
(155 und 215), ich erlaube mir nicht, meine Gedanken
darüber auszusprechen. Ueber allen Zweifel aber ist es, dass
auch der Vermehrer und Titelverfasser unseres Buches dem
geistlichen Stande angehörte, wie Theophil und Petrus de
S. Audemar und alle Kunstverständigen jener Tage.
Nicht allein im Stoffe der Edelsteine aber ahnte das
Mittelalter Zauberkräfte, sondern nicht minder in den einge-
grabenen Bildern. Wir haben mehrere eigene Schriften über
diesen Gegenstand, das liber lapidum jenes Marbodius, fran-
zösischen Bischofs zu Ende des 11. Iahrh. (abgedruckt bei
Hildeberti opp. ed. Beaugendre, Paris 1708), ein anderes im
Spicilegium Solesmense ed. Pithra III. pag. 329, eines aus dem
13. Jahrh. in dem Ms. der Harl. Coll. Nro. 80, F01. 105, und