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wie der Aberglaube damit sein Spiel trieb und die Magie
grossentheils auf diesen Träumereien beruhte. Grimm (mythol.
pag. 1166 ff.) zeigt, dass dieser Wahn vom Oriente stamme,
von WO die Kreuzzüge und der Handel der Juden (vrgl.
Alexanderlied v. 6924), welche sich mit Edelsteinschlitf (und
Fälschung) besonders befassten, die masslose Vorliebe für den
glänzenden Gemmenschmuck immer mehr einbürgerten. Die
Gedichte sind voll von mystischen, religiösen und moralischen
Deutungen der Steine, mehrere von ihnen lehnen sich an die
Stelle der Apocalypse 21, 19 tlI, wo die Mauern des himmlischen
Jerusalenfs in Gemrnenschmuck geschildert werden, an (Diemer,
Gedichte des Vorauer Klosters aus dem 12. und 13. Jahrh.
pag.
3 642
Buochir
Mosis
602
Alexanderlied
des
Pfaff.
Marbodius bei Diemerf
Steinen" etc. bei Mass-
Lambr. 6892; Parzival XVI. 121-151;
Anmerk., Strickefs Gedicht von „edeln
111211111
Anh.
sie
Man curirte mit dem Pulver von Edelsteinen, gebrauchte
als Liebes- und Keuschheitsmittel, um unsichtbar zu sein etc.
Eine Lieblingssache bei poetischen Schilderungen der Dichter ist
die Ausmalung ganzer Paläste, mit Edelsteinen geziert, was in
Carl IV. Capellen in Prag und Carlstein Ausführung in Wirk-
lichkeit fand. Doch genug dieser allbekaimnten Dinge; sie sollen
nur glaublich machen,_ dass ein Gedicht wie jenes von dem
Wunderknaben Heraclius, der sich auf die Steine verstand,
allgemeine Beliebtheit gefunden haben mag; davon zeugen die
zahlreichen Versionen des Stoffes, der im" 13. Jahrh. so verbreitet
War, dass Wolfram von Eschenbach auf Heraclius, den Stein-
kundigen, als einen allbekamuten Gegenstand im Parzival an-
spielen konnte. Er spricht von einem Edelsteinschmucke und
schliesst dessen Schilderung mit den Worten: iuch hete baz
bescheiden des Eräclius etc. X-V. 1191.
Die Person dieses Gemmenkenners wird in der Sage
weiter dann mit der des historischen Kaisers Heraclius, der
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