Macht, welches die gleichzeitige Lage nur zu ironisiren geeignet
war. Nicht anders wie jene Volksführer und Tribunen den ver-
kommenen Pöbel ihres Roms mit Worten beehrten, welche sie
den stolzesten Erinnerungen des antiken Roms entlehnten, nicht
anders redet dieser Schriftsteller von der Kunst der grossen
Vorzeit, die er erneuen will, und bringt ein paar simple Recepte
für Malerfarben und Töpfeglasur! Er spricht von den Spielen und
poetischen Wettkämpfen, wo Dichter des römischen Volkes die
Krone empfingen. Das ist theilweise literarische Reminiscenz,
entspricht aber auch einer noch ziemlich nahen Wirklichkeit,
denn es wurden solche Wettkämpfe noch um die Zeit Gregor des
Grossen in der U1pi'schen Basilica abgehalten, wie ein beim Neu-
bau der Peterskirche aufgegrabener Denkstein des Jünglings
Boethius von 578 beweist. (Reumont, Geschichte der Stadt Rom,
H. pag. 93.) Die Graphia aureae urbis Roniae, eine mit Fabeln
ausgestattete Beschreibung, kennt in dem Rom der Karolinger-
zeit noch verschiedene Theater; der Verfasser nennt die alten
Bewohner der Stadt die Vorfahren, deren Künste zu betreiben in
der Gegenwart die rechten Männer fehlten. Hiesse er nun wirklich
Heraclius, so wäre er ohne Zweifel dem griechischen Namen
zufolge, auf den Raspe wie Merrifield aufmerksam machen, weder
Römer noch Longobarde und somit seine Begeisterung für
Roms alte Grösse kaum begreiflich. Gleichwohl darf andererseits
nicht Wunder nehmen, wenn mehrere seiner Künste (wie in
den Noten erläutert werden. wird) entschieden byzantinischen
Ursprung verrathen und altrömischeKünste dagegen ihm fremd
sind. Es gab eine Zeit der trübsten Verwilderung, und das ist
die seine, in welcher ausser dem leeren Schall nichts von der
einstigen Bedeutung der Cultur und Kunst an dem Tiber
erhalten war, dagegen aber der Einfluss des oströmischen Cultur-
lebens um so erfolgreicher wirken konnte, als Rom, selber völlig
todt und passiv, keine Regung aus eigener Kraft entgegen-
zustellen vermochte. Das 6. und 7. Jahrhundert War darin ent-