Volltext: Heraclius, von den Farben und Künsten der Römer

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EXCURS 
aber zum ersten Male mit bedeutender künstlerischer Kraft eine 
entsprechende neue Richtung an die Stelle verblasster Tradi- 
tionen setzte. Descamps sagt: "Die Wahrheit, mit Welcher 
jeder Gegenstand wiedergegeben, zeigt, dass er (Jan) die Ge- 
wohnheit gehabt, nach der Natur zu malen". Und die Grab- 
schrift, welche zum Verdrusse aller Vertheidiger Vasarfs von 
der Erhndung der Oelmalerei nichts mittheilt, trifft dagegen 
völlig das Richtige, wenn sie an dem Meister hervorhebt: 
„Spirantes formas et humus Horentibus herbis 
Pinxit, ed ad vivum quodlibet egit opus." 
Darin erkannten die Mitlebenden schon die Bedeutung, 
die Stärke der neuen Malweise, die echt germanische Liebe zur 
Natur rief in Allen zugleich denselben Funken wach, den das 
bisherige Bannurtheil über alles Seiende in Fesseln gehalten 
hatte. Dass diese epochemachenden Schöpfungen nun nebenbei 
auch allerdings in Oel ausgeführt wären, Wusste man freilich 
damals wie heute, schwerlich aber fiel einem Sohne des 15. 
Jahrhunderts ein, die Ursache dieses gesarnmten frischen, feu- 
rigen, das lebendige so glücklich gebenden Colorits im Binde- 
mittel zu suchen. 
Denn dieses braucht zu dem Zwecke nicht einmal Oel zu 
sein. Blanc (loc. c.) sagt z. B.I „ln der That Wussten die alten 
venetianischen Maler durch Abreiben der Farben mit Wasser 
und Leim oder Gummi, eine Entschiedenheit des Tones, eine 
Wärme und Kraft zu erreichen, welche über die Natur ihres 
Vorganges täuschen könnte und wirklich Fachleute sowohl als 
Kenner irregeführt hat." Einen solchen Fall, ein Gemälde 
Bellinds betreffend, schildert Zanetti (della pittura Veneziana); 
Veronese unter den ältern, Marko unter den Modernen brach- 
ten gerade die glühendsten, leuchtendsten Eilecte und tiefesten 
Farben mittelst Tempera hervor, nicht mit Oel; und selbst 
von dem ersten Virtuosen des Colorites, Tizian, ist dasselbe 
bekannt, wie Ridolü I, p. 137 meldet. Decarnps in Frankreich, 
sowie manche Engländer wandten die Gouachefarben mit tiefer 
Kraft und höchst feurig an (Selvatico, antol.), somit ist es nicht 
die  bei den van Eyck allerdings gebrauchte  Oeltechnik, 
welche deren Arbeiten, in Folge ihrer Wirkung, so hohes Lob 
einbrachte, nach dem lsoeben Angedeuteten hätte also Tempera
	        
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