ÜBER DIE ÖLMALEREI.
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Behandlung der alten Bindemittel und Farben, nicht Erfinder
von neuartigen". Dieser Ansicht ist eine Anzahlsehr gewichtiger
Stimmen beigetreten. Hier nur Einiges wieder. Waagen (a. a.
O. p. 124 f.) und Rumohr (Kunstbl. 1821. Nr. 45) betrachten
die Neuerung in diesem Lichte; nach Cenninds Bericht waren
Oelfarben in Deutschland wohl bekannt, aber erst durch eine
vollkommenere Anwendung konnte die Tempera aus dem Felde
geschlagen werden. In verwandtem Sinne denken Raspe (a. a.
O. p. Em. David und Bernhard (bibl. de Chartes, loc.
cit.), Morelli (notizio d'opere etc. p. 113. n. 28.) und Lanzi
(Scuola Fior. ep. I. Scuola Neap. I. Scuola Venez. ep. I.)
spricht immer nur von perfetto metodo. Längst in Italien
geübt, von dem flandrischen Künstler verbessert und in die-
ser Form daselbst erneut durch Antonello, ist die Technik
nach Marchese (I. c. p. 326.). Eastlake (I. p. 200) steht für
Vasari insoweit ein, als dieser trotz vieler Beiträge, unter denen
gewiss auch Berichtigungen gewesen wären, nachdem die erste
Ausgabe veröffentlicht war, auch in der folgenden an der „Er-
Findung" van Eyck's festhält. Man sei im Süden gerne zur
neuen Weise übergegangen, sobald deren Vervollkommnung die
Tempera wirklich entbehrlich gemacht habe, in dieser Freude
aber machte man denVerbesserer schnell zum Erfinder (ib.p. 183.).
Ferner wurde speciell als van Eyck's Verdienst hervorge-
hoben, dass er die Farben pastos aufzusetzen verstand, nicht mehr
in Schichten und ohne auf das Trocknen des Oeles warten zu
müssenf Darin stecke das Wunder mehr als in Geheimrecepten
von neuen Firnissen und Leimen. (Harzen, Kunstbl. 1851.
Nr. 19.) So lange man nicht vom Verreiben der Farben mit
Trocknenöl redet und bloss von der Mischung mit demselben,
welch' letztere Manipulation für Deckfarben aber nicht zum
Impasto taugt, darf von Oelmalerei im modernen Sinne nicht
gesprochen werden. (Selvatico, Ia pittura ad olio etc. in: Nuova
antologia di scienze, littere ed arte, 1870. p. 507.) In einem
anderen Aufsatze (Storia estetico-critica delli arti del disegno,
Venezia 1856.) bezeichnet dieser Gelehrte den wahren Inhalt
der Erfindung als darin bestehend, dass den mit Oel gemahlenen
Farben noch ein Zusatz von Käse- oder Hautleim beigegeben
wurde, um sie fester zu machen.