ÜBER DIE ÖLMALEREI.
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durch sein Nachdunkeln schädlich wirke, bemerkt der Italiener,
obschon er erst zwischen 1460 und 1464 schrieb: „Die Methode
kenne ich nicht", somit den eigentlichen technischen Fortschritt,
der die neue Malweise vor der wegen ihrer Unvollkommen-
heit vernachlässigten mittelalterlichen auszeichnet.
Ich knüpfe hieran zwei absonderliche Erklärungen zu
Gunsten van Eyclös. Emeric-David (Discours historique sur la
Peinture Moderne, p. 188) ist der Ansicht, dass die alte Oel-
malerei im 10., II. Jahrhunderte aufgegeben, im 15. aber von
jenem Flamländer neu entdeckt worden sei. Nicht minder sorglos
nimmt sich Walpole's Meinung aus, welcher muthrnasste (l. cit.
vol. van Eyck habe seine ganze Kunst aus England, wo
in Ely und an anderen Orten so viel in Oel gemalt wurde,
und theilte sie den Italienern mit.
Eine Anzahl der Vertheidiger Vasari's stellen sich vor,
dass van Eyck aus Plinius dem jetzigen dritten Buch des
Heraclius und Theophilus, manche alte Kenntnisse erworben
habe; wie die citirte Stelle des Facius beweise so habe er
gewisse Harze gefunden, in deren Anwendung erst neben dem
Gebrauch von Nuss- oder Leinöl das Geheimniss lag, indem
ihre Beimischung die Farben transparent machte. Welches Harz
es gewesen, sei unbekannt. (Ridolü, sopra alcuni quadri di
Lucca etc. Lucca, 1839. p. I9.) Facius, der Landsmann und
Zeitgenosse des Masaccio, I_.ippi hätte ihn nicht Fürst der
Maler genannt," wenn die grosse Entdeckung nicht ihm gebührte,
da seine Kunst die der genannten doch nicht erreiche. Ganz
abgesehen, dass sich über den letzten Punkt nicht vernünftig
streiten lässt, heisst das dem guten Facio keine Schmeichelei
sagen, der somit die handwerkliche Mache höher als die geistige
Begabung geschätzt hätte. Marchese (loc. cit. p. 310) bemerkt
zu der Stelle bei Ridolfi, dass Vasari in der That von misture
und varnicci spreche. Desgleichen erblickt Mrs. Merrifield die
Erfindung in dem Einfall, Harze in Leinöl zu lösen und zu
einem Firniss zu verarbeiten (Cenn. pref. p. XXI.); nach
Hendrie (Theoph. praef. p . XXXII.) War es Ambraürniss,
worüber auch Eastlake und Merrifield (anc. pract. I. CCLVII.)
einig sind. Antonello, Rogier, Justus van Gent hätten das
Bindemittel nach Süden gebracht. Etwas abweichend urtheilt