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EXCURS
Eyck's zeigen Abweichendes gerade in den Wirkungen und im
Effect ihrer Oeltechnik. Am übereinstimmendsten erweisen sich
Mernling und Rogier, van der Goes hat ein gelbes lncarnat,
Christophsen die braunen Schatten Huberfs und Gerard van
der Meire zeigt trotz der Anwendung von Oel ein trockenes,
bleiches, temperaartiges Colorit. Das letztere ist ein sehr lehr-
reicher Fingerzeig, dass nicht immer, wie es gang und gäbe
ist zu erklären, die neue Technik wegen der Hervorbringung
brillanter Färbung begierig ergriffen worden.
Im Süden war die Wirkung der sogenannten Erfindung
keineswegs durchschlagend, rapid. Während nach Waagen
(l. cit. p. 128) das Genter Altarwerk und ein Christuskopf der
van Eyck sicher bereits um 14.20 in Oel ausgeführt worden,
versichert Rumohr (Kunstbl. 1821, Nr. 45), dass bis gegen
1470 selbst ein theilweiser Gebrauch des Oels in Italien höchst
selten vorkomme. Die ersten florentinischen Werke dieser Art
fallen in die 60er Jahre, Bart. Vivarini datirt ein Oelbild 1473
in Venedig (Mernorie de' Pittori Messin), und Gianbellin hätte
nach Ridolfi fast 50 Jahre, also bis c. 1470 a tempera gemalt,
bis er der neuen Weise huldigte, Hendrie erwähnt eines seiner
neuen Werke in der Nat. Gall. zu London, an welchem Ambra-
firniss angebracht wurde, das Mittel der Handrischen Oel-
malerschule.
Die wenig beliebte und so spät erst Eingang findende
nordische Technik mag allmälig durch deutsche und Flämische
Meister in Italien zur Bedeutung erhoben worden sein, wie
jener Marcus Theotonicus, Rugerius, Johannes Alamanus in
Venedig und die Schaar Eycldscher Schüler selbst, ganz abge-
sehen davon, was Antonello beitrug.
Machen wir uns mit einigen der Zeugnisse und Ansichten,
die Jan van Eyck's nun Widerlegten Anspruch auf die Urheber-
schaft vertreten, bekannt. Der trattato des Filarete (Bibl. Ma-
gliabec.) libro XXIV. „dei colori e della composizione de
storie" Sagt: „In Deutschland arbeitet man in dieser Manier (ad
olio) vorzüglich nach der des Meisters Johannes von Brügge
und Meister Ruggierfs, welche die Oelfarben am besten behan-
delten". Dabei wird das Oel als Leinsamenöl bezeichnet, aber
als es zur Erklärung kommen soll, wesshalb dasselbe nicht