ÜBER DIE ÖLMALEREI.
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heute festgestellt, dass die ersteren sich durch ein dunkleres,
ölig-harziges Bindemittel unterschieden.
Ebenso ist auffallend, dass, mit Ausnahme eines Porträts
von 1445, keine Tafel des Meisters früher als 1473, 1471 oder
1475 (Morelli, uot. d'opere del dis. p. 189) datirt ist. Er lebte
indessen in Venedig (1444) und Mailand und begab sich sodann
in die Heimat zurück, muss demnach in Flandern einige Jahre
nach Johanifs Tode und lange Zeit in Venedig verweilt haben.
In neuester Zeit hat man mit Recht die Ansicht aufgestellt,
dass der Meister denn doch nicht ein so begeisterter Anhänger
und Nachfolger der Eycläschen Weise gewesen, denn seine
späteren Schöpfungen tragen nicht mehr so völlig das Gepräge
der Uebereinstimmung. Vieles sogenannte Niederländische, die
liebevolle Auffassung von Details und Nebendingen namentlich,
ist als EinHuss der ihm Während des Aufenthaltes in Venedig
zugänglichen Paduaner Schule erklärbar. Mächtige Einflüsse der
nordischen Kunstrichtung kamen um seine Zeit in die italienische,
die sagenhafte Erinnerung folgte ihrem alten populären Zuge
und knüpfte die grosse allgemeine Erscheinung an seine, aller-
dings auch mitbetheiligte Persönlichkeit.
Vasari's Geschichte von der Verlegenheit, in Welche die
Sonnenhitze Jan van Eyck versetzte, hat den Zweck, überhaupt
einen Ursprung der Oelmalerkunst in die Kunstgeschichte zu
bringen; jene von Antonellds Bemühungen bei van Eyck soll
für Italien speciell die Einführung und Entstehung erklären;
Venedig wieder hat seine Specialsage oder Specialanekdote von
Bellini, der die Praxis Antonello in seiner Verkleidung ab-
lauscht, und damit auch Florenz, das später so Bedeutendes
in Oeltechnik hervorbrachte, nicht leer ausgehe und gleichfalls
seine genetische Mythe habe, wird die romantische Geschichte
von Domenico Veneziano mitgetheilt, der die Technik seinem
Lehrer Antonello verdankt und endlich wegen der Erlangung
des Geheimnisses von Castagno ermordet worden sein soll.
Deutlich erblickt man hierin die Absicht, die Hauptgegenden
malerischer Thätigkeit mit Motivirungen derselben zu ver-
sehen, an sich indess nicht werthvoller, als alle nachträglich
ersonnenen Märchen.
Nicht allein der Italiener, auch die nächsten Schüler van