ÜBER m12 ÖLMALEREI.
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nach Flandern gehen wollte, doch hielt ihn König Reiner
zurück, indem er ihm selbst die Praxis und Mischung jener
Farben zeigte." Wenn also der Franzose früher als der
italienische Meister die flandrische Malweise kennt, so beweist
dies einmal, dass, mehreren Gelehrten entgegen, die Oelmalerei
auch keine neapolitanische Erfindung sein kann, ferner ist der
Weg hiedurch angedeutet, den der neue Einfluss vom Norden
her nahm. Mass. Stanzioni berichtet, dass an dem Bilde van
Eyck's in Neapel, dem angeblich ersten Oelbilde, das man in
Italien sah, die dortigen Meister Zingaro und Donzelli einige
beim Transport geschehene Zerstörungen mit derselben Oelfarbe
ausbesserten. In demselben Briefe Summonzids heisst es von
Rene, dass ernach der „disciplina di Fiandra" arbeitete. (Siehe
auch Lanzi, scuola Neap. Ep. I und Passavant, Kunstbl. 1843.
Nr. 57.) Der Brief des Summonzio beweist demnach nicht, dass
van Eyck, sondern bloss, dass Flandrer die neue bequemere
und schönere Malart ersonnen haben.
Eben dieses Document gibt den Colantonio dem Antonello
da Messina, dem sogenannten Vater der Oelmalerei in Italien,
zum Lehrer Eastlake (II. p. 11) zufolge war Antonello sehr
wahrscheinlich 27 Jahre alt, als 14.41 Jan Eyck starb. (Siehe die
Rectificirung der vorigen Annahme des Jahres 1450 bei Stoop
(Moniteur universel 1817. Nr. 335.) Aus diesem Grunde meinen
Mehrere, er habe nicht mehr von dem Meister, sondern etwa von
Rogier van der Weyden lernen können. Zani (p. 238, 200) hingegen
folgert aus des Letzteren Reise nach Venedig und Ferrara
(1449), dass dieses nicht der Fall gewesen sein könne, denn
Rogier hätte in den genannten Städten kein Heil suchen dürfen,
wenn er von Antonellds Kenntniss im Oelmalen gewusst hätte.
Doch es ist ja nicht undenkbar, dass der junge Mann Jan be-
sucht und gehört habe. Vasari nennt diesen ausdrücklich einen
Alten. Aber sein Bericht ist voller Widersprüche. Erst heisst
es, Jan machte im Laufe der Zeit, als er zu altern begann,
den Rogier und andere Schüler mit dem "Geheimniss" bekannt.
Darauf kommt der junge Italiener, begierig, es kennen zu
lernen, muss die Gunst des Meisters erobern und nun bedachte
sich dieser in Folge von Geschenken etc., „es geschehen zu lassen,
dass Antonello seine Art in Oel zu malen sähe".
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