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EXCURS
bildet, die Allen klar war. Tambroni hingegen hat dabei den
Styl im Auge, die Form, nicht den geistigen Gehalt, aber es
ist allein richtig, mit Rumohr lediglich an das Technische zu
denken, welches Cennino, seiner ganzen Natur nach, auch das
Wichtigste sein musste; Giotto schaffte die byzantinische Mal-
weise mit ölgelösten Harzen wieder ab und setzte dafür das
alte Fresco und Tempera ein, welche dem italienischen Sinne,
dessen Vorliebe für rasches Exitwerfen und Vollenden besser
zusagten, grosse Umrisse und breite Zeichnung im Gegensatzc
zur minutiöseren griechischen Manier gestatteten und dem
Klima des Landes entsprachen. Diesen Sinn drückt besonders
deutlich das rimuto aus: der Meister wechselte abermals die
einmal bereits vertauschte Technik; umsoweniger ist Donner's
Ansicht zu theilen (l. c. XLIX. n. 133), der den Satz nicht auf
die Oelmalerei, sondern Fresco und Tempera heziehend meint:
Giotto habe von den Griechen (deren Einfluss er ja gerade
stürzte!) denjenigen Theil der antiken Tradition über-kommen,
der in seinem Vaterlande bereits verloren gegangen.
Von jetzt an häufen sich allerdings Beispiele von dem
neuen Verfahren. Ein Zeitgenosse des Giotto, der Florentiner
Giorgio d'Aquila ist es, welcher 1314 in Chambery, 1318 in
Borghetto in Oel malte (Cicognara) und 7 Jahre darauf nach
einem zuerst von Vernazza (giornale Pisano 1794.) besprochenen
Document des Turiner Archivs im Auftrage des Grafen von
Savoyen die Ausschmückung einer Capelle in Pinerolo über-
nahm. Er bediente sich des Nussöls, ohne jedoch mit dem Ver-
suche Glück zu haben „quia (oleum) non erat sutliciens in pin-
gendo capellam". Meister Giorgio hatte nicht, wie das III. Buch
zum Heraclius lehrt, darauf geachtet, dass seine Mauern von der
Sonne ja erwärmt bleiben würden und, wie Theophilus, kein
künstliches TTOCIUJCHITIIIICI zur Hand. Vielleicht trugen Fälle
gleich diesem zur Abneigung der Italiener wider das Oel-
malen bei.
Von demselben Jahre ist eine Rechnung der Kathedrale
von Ely in England, für Oel, womit die Statuen auf den Säu-
len bemalt wurden, ausgestellt. Für Malereien mit diesem Stoffe
desgleichen 1336 und zwischen 1339 und 1341 mehrmals wie-
der „zum Mischen der Farben" u. s. w.